Auf ein Wort – Ursula Kalkreuth

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

was soll ich heute bloß anziehen? Der Kleiderschrank hängt voll, und doch ist das Passende nicht dabei. Aber passen soll das Kleidungsstück ja, zu mir, zu dem Anlass, zu dem ich es tragen möchte, und auch zum Wetter.

Was haben Sie gerade an? Noch den Schlafanzug, um sich noch einmal in die Sofaecke zu kuscheln mit einer heißen Tasse Kaffee? Oder vielleicht doch schon den Arbeitsdress, um Wohnung und Garten zu reinigen, oder vielleicht schon das Ausgehgewand, um sich mit Ihrer Freundin in der Stadt zum Frühstück zu treffen.

Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ich Kind war. Damals gab es noch das „Sonntagskleid,“ oder man nannte es auch das „Gute Kleid.“ Wir durften dieses nur zur Kirche tragen oder wenn wir zum Geburtstag eingeladen wurden. Ich höre immer noch den Ruf meiner Mutter. Wenn ich schon auf dem Weg zur Straße war, kam der Satz: „Denke dran – mach dich nicht schmutzig“ – du hast heute dein gutes Kleid an. 

Die Kleidung hat einen großen Stellenwert auch in der Gesellschaft. Sie soll dem Vergleich mit dem, was andere anhaben, standhalten. Auch zeige ich durch meine Kleidung, wer ich bin: Meine Stellung, mein Wesen, meine Gefühle. Kleider machen Leute. Menschen beurteilen mich danach.

Auch in der Bibel spielt die Kleidung eine große Rolle. Sie begegnet uns, angefangen vom 1. Buch Mose bis zum letzten Buch, Offenbarung. Sie kennen alle den berühmten Satz aus Psalm 22,19: „Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ 

Wie am Anfang bei der Taufe und während seines Lebens, so ist Jesus am Ende seines Lebens bei den Sündern, „um alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Jesus lebt am Ende seines Lebens mitten unter den Sündern. Nun hängt er völlig nackt am Kreuz. Die Soldaten haben also seine Kleider unter sich geteilt und haben über sein Gewand das Los geworfen.

Der sündige Adam wird von den sündigen Menschen bis aufs Letzte ausgezogen. Gott selber zieht den sündigen Menschen dann neu an für sein neues Leben.

So weit, so gut. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie wir uns anziehen, wenn wir sonntags in den Gottesdienst gehen. Freut sich Gott wirklich, wenn wir ihm zur Ehre unser gutes Kleid anziehen? Geben wir ihm damit wirklich die Ehre? Ich würde ihm jetzt gerne gegenübersitzen und ihn von Auge zu Auge fragen.

Und mitten in meine Überlegungen überfällt mich der Satz: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. (Kol. 3,12).“ Ich füge hinzu, Einfühlungsvermögen Rücksichtnahme Hilfsbereitschaft…

Natürlich weiß ich, dass man diese Eigenschaften nicht einfach überstreifen kann wie ein neues Gewand. Aber wir können und sollen jeden Tag üben und lernen, achtsam durchs Leben zu gehen. Niemand hindert uns daran, freundlich mit seinen Mitmenschen umzugehen. Hilfsbereitschaft zu zeigen. Wir müssen auch nicht ungeduldig werden mit unseren Nächsten.

Wir haben vor kurzem die Geburt Jesu gefeiert, in einer zerrissenen Zeit von Leid, Gewalt und Tod. Und doch ist unsere Lage nicht hoffnungslos. Denn Gott ist nicht in fernen Himmeln, er wird einer von uns, und nimmt auf sich Freuden und Lasten eines menschlichen Lebens.

Ich durfte in dieser Weihnachtszeit wunderbare Erfahrungen machen. Angefangen von überraschenden Besuchen mit selbstgebackenen Keksen. Mit Anrufen unter vorgetragenen und gespielten Liedern, usw. Besonders gefreut habe ich mich über eine Karte, auf der stand: „Die Welt ist schön, weil du mit drauf bist.“

Ich möchte diese Karte heute an Sie alle weitergeben. „Die Welt ist schön, weil Sie alle mit drauf sind.“ Behalten Sie Ihr fröhliches Herz. Es ist so wichtig für die Mitmenschen. Gehen Sie in die Frühlingszeit mit dem Segen unseres Gottes. 

Mit lieben Grüßen 

Ihre Ursula Kalkreut

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