Downloads
Hier folgen in Kürze Downloads. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Im Frieden unseres Gottes. Amen.
Liebe Gadenstedter und Ölsburger,
herzlich möchte ich Sie grüßen. Eigentlich war alles anders gedacht. Ein fröhlicher Gottesdienst am Fastnachtssonntag, in dem coronakonform die Menschfreundlichkeit unseres Gottes humorvoll gefeiert würde. Doch die derzeitige Situation in der Ukraine lässt mir fröhliche Zeilen im Halse stecken. Zwar sollten wir Diktatoren nicht gestatten, Fröhlichkeit zu rauben, doch aus Respekt gegenüber den Opfern, halte ich dies in diesem Jahr nicht für angemessen. Daher möchte ich Sie einladen zu einer häuslichen Friedensandacht, in der wir Gott um seinen Frieden bitten.
Bleiben Sie behütet und gesund!
Ihr/ Euer Pastor
Dominik C. Rohrlack
Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sein Friede sei mit uns allen. Amen
Lied: EM 336 Welch ein Freund ist unser Jesus
1. Welch ein Freund ist unser Jesus, / o wie hoch ist er erhöht! / Er hat uns mit Gott versöhnet / und vertritt uns im Gebet. / Wer mag sagen und ermessen, / wie viel Segen uns entgeht, / wenn wir nicht zu ihm uns wenden / und ihn suchen im Gebet?
2. Wenn des Feindes Macht uns drohet / und der Sturm rings um uns weht, / brauchen wir uns nicht zu fürchten, / stehn wir gläubig im Gebet; / da erweist sich Jesu treue, / wie er uns zur Seite steht / als ein mächtiger Erretter, / der erhört ein ernst‘ Gebet.
3. Sind mit Sorgen wir beladen, / sei es frühe oder spät, / hilft uns sicher unser Jesus, / fliehn zu ihm wir im Gebet. / Sind von Freunden wir verlassen / und wir gehen ins Gebet, / o so ist uns Jesus alles: / König, Priester und Prophet
Kyrie
L Das Geschehen unserer Tage macht uns Angst und Sorge.
Wir kennen nur einen, der alles, was geschieht, in seinen Händen hält. Ihn, unseren Herrn und Gott, rufen wir an um Erbarmen.
L (Wenn wir dazu eine Kerze anzünden, dann denken wir an Jesus Christus, der gesagt hat: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. [Joh 8, 12])
L Wir stimmen jeweils ein in den Ruf Kyrie eleison.
L Gott, ich bringe vor dich …
G Kyrie eleison
L Gott, ich klage dir …
G Kyrie eleison
L Gott, ich bin besorgt …
G Kyrie eleison
Gebet:
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,dass ich verbinde, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.Herr, lass du mich trachten,
nicht dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste,nicht dass ich verstanden werde, sondern dass ich andere verstehe,
nicht dass ich geliebt werde, sondern dass ich andere liebe.Denn wer hingibt, der empfängt.
Wer sich selbst vergisst, der findet.Wer verzeiht, dem wird verziehen.
Und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Lied: EM 361d Meine Hoffnung und meine Freude
Meine Hoffnung und meine Freude, / meine Stärke, mein Licht: / Christus, meine Zuversicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, / auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.
T: (Nach Jesaja 12,2) Taizé 1989 (deutsch)
M: Jacques Berthier, Taizé (Frankreich)1989
S: Jacques Berthier
Römer 8, 31-39
31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? 32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. 34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt. 35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Lied: NB 597 Aus der Tiefe rufe ich zu dir
1. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr höre meine Klagen, aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr höre meine Fragen.
2. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr, öffne deine Ohren, aus der Tiefe rufe ich zu dir: ich bin hier ganz verloren.
3. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr, achte auf mein Flehen, aus der Tiefe rufe ich zu dir: ich will nicht untergehen.
4. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: nur dir will ich vertrauen, aus der Tiefe rufe ich zu dir: auf dein Wort will ich bauen
Fürbitten und Vaterunser
Angesichts der Eskalation im Russland – Ukraine – Konflikt
und in Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine
laden wir ein zum Gebet; am Sonntag im Gottesdienst
oder auch zu Hause in den eigenen vier Wänden.
Pfarrerin Miriam Haseleu hat folgendes Gebet formuliert:
Gott,
mit Sorge schauen wir in die Ukraine und nach Russland.
Wir bitten dich für alle, die in die politischen
und diplomatischen Verhandlungen involviert sind.
Wir bitten dich um Weisheit und Geduld
und den unbeirrbaren Willen zum Frieden.
Wir bitten dich für die Menschen in der Ukraine,
in Russland und in ganz Osteuropa:
Wo Härte und militärische Stärke vorherrschen,
schaffe du, Gott, dir Raum mit deiner Sanftheit und Güte
und der Liebe zum Kleinen und Schwachen.
Wo Angst und Misstrauen sind, schaffe dir Raum mit deiner
Großzügigkeit, mit der Hoffnung und dem Vertrauen.
Wo vergangene Ereignisse und Entfremdung Wunden geschlagen haben, da schaffe dir Raum mit deinem heilsamen Geist der Versöhnung. Schaffe dir Raum, Gott, und deinem Schalom, deinem Frieden, der alle Menschen sieht und allen gilt. Amen. Wir beten zu dir mit Worten, die uns im Herzen wohnen: Vater unser im Himmel…
Segen
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen
Im Frieden unseres Gottes. Amen.
Liebe Gadenstedter und Ölsburger,
Blickwechsel – mit dem heutigen Sonntag schauen wir in Richtung eines anderen Festes. Noch ist Ostern in sehr weiter Ferne, noch so Manches an Schönem und Schwerem liegt noch dazwischen. Aber die Richtung ist die, die nicht nur im Kirchenjahr, sondern auch in unserem Leben gilt. Es geht auf Ostern zu, dem Sieg des Lebens über den Tod. An diesem Sonntag spricht Jesus den Jüngern im Boot zu: „Fürchtetet Euch nicht!“ Dieses „Fürchtet Euch nicht!“ gilt.
„Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.“ | Ps 66,5
Bleiben Sie behütet und gesund!
Ihr/ Euer Pastor
Dominik C. Rohrlack
Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sein Friede sei mit uns allen. Amen
Lied: EM 336 Welch ein Freund ist unser Jesus
1. Welch ein Freund ist unser Jesus, / o wie hoch ist er erhöht! / Er hat uns mit Gott versöhnet / und vertritt uns im Gebet. / Wer mag sagen und ermessen, / wie viel Segen uns entgeht, / wenn wir nicht zu ihm uns wenden / und ihn suchen im Gebet?
2. Wenn des Feindes Macht uns drohet / und der Sturm rings um uns weht, / brauchen wir uns nicht zu fürchten, / stehn wir gläubig im Gebet; / da erweist sich Jesu treue, / wie er uns zur Seite steht / als ein mächtiger Erretter, / der erhört ein ernst‘ Gebet.
3. Sind mit Sorgen wir beladen, / sei es frühe oder spät, / hilft uns sicher unser Jesus, / fliehn zu ihm wir im Gebet. / Sind von Freunden wir verlassen / und wir gehen ins Gebet, / o so ist uns Jesus alles: / König, Priester und Prophet
Gebet:
Herr Jesus Christus: Sei du da in den Stürmen unseres Lebens. Gib du uns deinen rettenden Arm, wenn uns der Boden und der Halt fehlen. Du, der in der Einheit mit dem Vater und Heiligen Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Evangelium nach Matthäus im 14. Kapitel:
23Und alsbald drängte Jesus die Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm ans andere Ufer zu fahren, bis er das Volk gehen ließe. 23Und als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er auf einen Berg, um für sich zu sein und zu beten. Und am Abend war er dort allein. 24Das Boot aber war schon weit vom Land entfernt und kam in Not durch die Wellen; denn der Wind stand ihm entgegen.
25Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer. 26Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und riefen: Es ist ein Gespenst!, und schrien vor Furcht. 27Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!28Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. 29Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. 30Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, rette mich! 31Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
32Und sie stiegen in das Boot und der Wind legte sich. 33Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!
Angedacht:
Ich erinnere mich noch erstaunlich genau. Es war der Religionsunterricht in der 2. oder 3. Klasse. Frau Fechner, eigentlich meine absolute Lieblingsreligionslehrerin, hatte uns diese Geschichte vorgelesen. Und jetzt sollten wir basteln. Ein Schiff und zwei Figuren.
Ausschneiden und aufkleben, auf eine Unterlage aus Pappe. Als erstes musste die Pappe blau angemalt werden. Nicht einfach nur blau, sondern man sollte möglichst die hohen Wellen des aufgewühlten Sees Genezareth erkennen können. Und dann darauf das Boot aufkleben. Die Jünger im Boot hatten wir gleich mit ausgeschnitten. Die waren offenbar nicht so wichtig für die Geschichte. Ein ganzes Stück weit davon entfernt Jesus. Auch der musste erst ausgeschnitten und dann aufgeklebt werden. Er stand aufrecht, mit langen, wehenden Haaren.
Und er streckte die Arme aus – Richtung Schiff. Und Richtung Wellen.
Das sah ziemlich furchtlos aus und fast majestätisch, fand ich damals.
In der Mitte zwischen Boot und Jesus dann Petrus. Seine Figur, so wie wir sie ausschneiden sollten, hatte keine Füße. Sie reichte nur vom Kopf bis zu den Knien. Auch der sollte auf der blauen Pappe aufgeklebt werden. Direkt mit den Knien auf dem Boden. Das sollte so aussehen, als ob er schon ein wenig ins Wasser gesunken wäre. Bei mir sah es eher aus wie ein großer Delfin beim missglückten Versuch, die Wellen zu reiten. Basteln war noch nie meine große Stärke. Aber auch Petrus hatte die Arme ausgestreckt. Nicht so majestätisch wie Jesus. Eher hilfesuchend. Vielleicht auch um Hilfe schreiend. Mir als 7- oder 8Jährigem tat Petrus leid. Er war so begeistert gewesen. Er hatte sich so gefreut, Jesus zu sehen und wollte ihm unbedingt entgegengehen. Und jetzt war er in dieser verzweifelten Haltung mitten auf dem stürmischen See und konnte Jesus nur noch um Hilfe anflehen. Dabei hatte doch Jesus selbst gesagt, dass er ruhig zu ihm kommen sollte.
Und das obwohl er ihn kannte und doch ahnen musste, dass Petrus den Weg über die Wellen nicht alleine schaffen würde. Ich hatte Mitleid mit Petrus und war – ehrlich gesagt – auch ein bisschen sauer auf Jesus. Weil er ihn in die Falle gelockt hatte. So habe ich das als Grundschüler empfunden. Meine Religionslehrerin war anderer Meinung. Das war wohl das erste Mal in meinem Leben, dass ich das Wort „Kleinglauben“ gehört habe. Petrus, meinte meine Religionslehrerin, war eben kleingläubig. Und deshalb, meinte sie, geschehe es ihm recht, dass er schon bis zu den Knien ins Wasser gesunken war. Aber auch ihn hat Jesus ja dann gerettet, hat sie mich getröstet. Seit dieser Zeit beschäftigt mich diese Geschichte. Vor allem die Frage: Was ist eigentlich Kleinglaube? Gibt es das überhaupt? Ist das die Schuld von jemandem, wenn er nicht so recht glauben kann? Sollen wir ihm oder ihr das vorwerfen? Und was wäre das Gegenteil davon? Großglaube? Und wäre das dann das Verdienst von jemandem, wenn er oder sie einen starken Glauben hat? Geht das überhaupt: Menschen einteilen in die, die einen kleinen – und die, die einen großen Glauben haben? Und vor allem frage ich mich natürlich, zu welcher dieser beiden Gruppen ich selbst dann gehören würde. Ob mein eigener Glaube ausreicht: Diese Frage hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Vielleicht erinnere ich mich auch deshalb so gut an diese Stunde Religionsunterricht. Ich glaube: Was wir alle teilen, das ist die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Gott, der für uns da ist. Der die Stürme stillt und uns aus den Fluten hilft, wenn wir sinken. Der uns heil macht, wenn wir krank sind. Und der uns versöhnt, wenn wir zerstritten sind. Die Sehnsucht nach jemandem, der sagt: „Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“. Und der das so sagt, dass wir ihm vertrauen können. Ich glaube, diese Sehnsucht teilen wir alle. Wir spüren, dass unser Leben an so vielen Stellen wund ist und verwundbar. Wir spüren, dass unser Leben an so vielen Stellen schwer ist. Auch deshalb, weil wir es uns selbst und anderen schwer machen. Und wir sehnen uns danach, dass uns jemand heilt, ganz macht, versöhnt. Und ich finde: Diese Sehnsucht ist doch schon Glaube. Kein Kleinglaube und kein Großglaube, sondern der Anfang von etwas.
Glaube ist doch nichts anderes als die Ahnung davon,
dass meine Sehnsucht nicht umsonst ist. Da ist nicht einfach ein leerer Himmel über mir. Oder ein Gott, der sich heimlich über mich armen Menschen kaputtlacht. Nein, da ist jemand, der sagt: „Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht“. Glaube ist eine Ahnung davon, dass ich nicht allein bin mit meinen Ängsten und meinen Sorgen.
Ich bin nicht allein, wenn ich nachts wach werde und mir bange wird vor dem, was da kommt. Ich muss nicht allein gegen die Wellen kämpfen, die über meinem Leben zusammenschlagen. Glaube ist die Hoffnung darauf, dass ich nicht allein bin, sondern mich an jemanden wenden kann. Ich darf ihm mit zittriger Stimme von meiner Angst erzählen. Ich darf schweigen und hören, ob er mir etwas sagt. Oder ich darf so laut schreien, wie ich kann: „Herr, rette mich“.
Das alles darf ich. Und ich muss davor niemandem beweisen, wie klein oder groß mein Glaube ist. Jesus Christus wird mich hören.
Gott wird mich hören. Und er wird einen Weg finden, wie er mir hilft.
Das muss nicht der Weg sein, den ich mir selbst wünsche.
Aber schon allein das Gefühl, dass ich eben nicht allein bin –
schon allein das hilft mir. Denn dann darf ich meinen Blick auf ihn richten. Nach oben. Und muss nicht immer unter mich starren: auf den Sturm und auf die Wellen. Von Dietrich Bonhoeffer gibt es den schönen Satz: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern auf ihn verlassen.“
Den hätte ich gerne schon als Achtjähriger gekannt.
Dann hätte ich ihn meiner Religionslehrerin gesagt.
Denn das hilft mir. Ich muss mich nicht ständig fragen, ob mein Glaube groß genug ist. Glaube ist keine Sportart, in der es die auf dem Siegerpodest und die auf den letzten Plätzen gibt.
Ich darf darauf vertrauen, dass Gott mir Glaube gibt, wenn ich ihn brauche. So lange will ich die Sehnsucht nach Gott in meinem Leben wachhalten. Um alles andere sorgt er sich. Für Petrus war er da, selbst als dem die Zweifel kamen. Und so wird es auch bei mir sein.
Das hoffe ich. „Oh Du Kleingläubiger“ sagt er vielleicht. Weil er mich gut kennt. Aber er sagt es nicht vorwurfsvoll. Sondern voller Mitgefühl.
Und dann wird er für mich da sein.
Amen.
Pfarrer Nikolaus Hueck
Lied: NB 597 Aus der Tiefe rufe ich zu dir
1. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr höre meine Klagen, aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr höre meine Fragen.
2. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr, öffne deine Ohren, aus der Tiefe rufe ich zu dir: ich bin hier ganz verloren.
3. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: Herr, achte auf mein Flehen, aus der Tiefe rufe ich zu dir: ich will nicht untergehen.
4. Aus der Tiefe rufe ich zu dir: nur dir will ich vertrauen, aus der Tiefe rufe ich zu dir: auf dein Wort will ich bauen
Fürbitten und Vaterunser:
Du bringst Stürme zum Schweigen, Jesus Christus, du sprichst und rettest. Zu dir beten wir zusammen mit denen, die in Angst leben. Sprich zu denen, deren Schmerz unerträglich ist, die keine Kraft mehr haben, die ohne Trost verzweifeln. Bringe du die Angst zum Schweigen und rette sie. Kyrie eleison.
Zu dir beten wir zusammen mit denen, die sich nach Frieden sehnen. Bring die zum Schweigen, die mit Krieg drohen, die Schwache erpressen, die mit Lügen ihre Macht verteidigen. Schaffe deinem Frieden Raum und rette die Opfer von Krieg und Gewalt.
Kyrie eleison.
Zu dir beten wir zusammen mit denen, die hungern. Reiche deine Hand denen, die alles verloren haben, die auf der Straße leben, denen das Brot für heute und für morgen fehlt. Bewahre sie vor dem Untergang und rette sie. Kyrie eleison.
Zu dir beten wir zusammen mit allen, die dich suchen. Sprich zu denen, die an deiner Kirche verzweifeln, die ratlos sind und doch bleiben, die dir treu sind und nach dir fragen. Tröste sie, nimm uns die Furcht. Dein Heiliger Geist wirke heute und rette uns. Dir vertrauen wir uns an – jetzt und alle Zeit. Amen.. Wir beten zu dir mit Worten, die uns im Herzen wohnen: Vater unser im Himmel…
Segen:
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen
Im Frieden unseres Gottes. Amen.
Liebe Gadenstedter und Ölsburger,
mit dem letzten Sonntag nach Epiphanias geht nun die Weihnachtszeit zu Ende. Doch die Zusage Gottes, sie geht nicht zu Ende. Gott sei Dank!
So grüße ich Sie und Euch mit dem Wochenspruch:
„Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ Jes 60,2
Bleiben Sie behütet und gesund!
Ihr/ Euer Pastor
Dominik C. Rohrlack
Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sein Friede sei mit uns allen. Amen
Lied: EG 398 In dir ist Freude
1. In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ! Durch dich wir haben himmlische Gaben, du der wahre Heiland bist; hilfest von Schanden, rettest von Banden. Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben. Halleluja. Zu deiner Güte steht unser G’müte, an dir wir kleben im Tod und Leben; nichts kann uns scheiden. Halleluja.
2. Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünd oder Tod; du hast’s in Händen, kannst alles wenden, wie nur heißen mag die Not. Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren mit hellem Schalle, freuen uns alle zu dieser Stunde. Halleluja. Wir jubilieren und triumphieren, lieben und loben dein Macht dort droben mit Herz und Munde. Halleluja.
Gebet
Herr Jesus Christus: Erleuchte unsere Herzen durch den Glanz deiner Erscheinung, dass auch wir mitten in der dunklen Welt dein Licht bezeugen. Du, der in der Einheit mit dem Vater und Heiligen Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Halleluja EG 182
Freut euch, ihr Christen, verkündigt, was geschehn: Gott gibt die Welt nicht verloren, er lässt uns nicht in den Finsternissen stehn. Christus, der Herr, ist geboren. Halleluja, Hallelu-, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Halleluja, Hallelu-, Halleluja, Halleluja, Halleluja.
Angedacht
»Gott färbt ab«
Eine Predigt zum letzten Sonntag nach Epiphanias 2022
I. Rot färben. Wenn Besuch kommt, dann mache ich gern Salat.
So einen richtig schönen Thüringer Salatteller, alles frisch, Gurken- und Grüner Salat, Blumenkohl, Möhre, Sellerie, Bohnen, Rote Beete manchmal – und natürlich Rotkraut.
Manchmal nicht alle Sorten. Aber am liebsten eben doch.
Und dann ist alles fertig. Die Gäste kommen oder die Familie.
Alles ist schön. Und meine Hände sind ganz blau. So blau-rötlich-violett. Vom Rotkohl.
Man sieht meinen Händen an, womit ich zu tun hatte.
Man kann mir das Rotkraut an den Fingern ablesen.
II. Von Mose
Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte.
Als aber Aaron und alle Israeliten sahen, dass die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, ihm zu nahen. Da rief sie Mose, und sie wandten sich wieder zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde und er redete mit ihnen. Danach nahten sich ihm auch alle Israeliten. Und er gebot ihnen alles, was der Herr mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht. Und wenn er hineinging vor den Herrn, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war,
sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte.
Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit dem Herrn zu reden.
III. Abgefärbt
Was für eine eigentlich irre Geschichte! Da geht Mose auf den Berg. Und er kommt zurück, trägt die Tafeln des Bundes in der Hand, die mit den heiligen Worten, nun schon zum zweiten Mal.
Er kommt. Und sein Angesicht leuchtet. Da fürchten sich alle. Sogar sein eigener Bruder Aaron.
Nun ist das mit dem Leuchten so eine Sache. Da steht eigentlich gar nicht, dass Moses Angesicht geleuchtet hat. Auf Hebräisch steht da: »Die Haut seines Angesichtes war gehörnt«. Deshalb seht Ihr in manchen Thüringer Dorfkirchen und auch in mancher Kathedrale den Mose mit so einer Art Hörnern, manchmal ein bisschen versteckt als Haarlocken. Mit allerlei interpretativem Aufwand kann man es so hinbiegen, dass es vielleicht Lichtstrahlen waren, die wie Hörner aussahen. Und jedenfalls steht nun in allen gängigen Bibelübersetzungen:
»Die Haut von Moses’ Angesicht leuchtete«. Wie dem auch sei:
Die Israeliten haben Mose angemerkt: Der hatte mit Gott zu tun.
Es ist wie beim Rotkrautsalat machen: Wenn ich Rotkraut zurechtmache, dann merkt man das. Dann sind meine Hände rot und violett. Und wenn ich mit Gott zu tun bekomme, dann ist es genauso. Gott färbt ab. Wie Rotkraut und viel größer. Wenn Gott einen berührt, dann passiert was mit einem. Man sieht Dir an, dass Du mit ihm zu tun hattest. Man kann Dir Gott am Gesicht ablesen.
IV. Vielfarben
Glaubt es mir nur. Ich kenne Leute – aus meiner Familie, bei Freunden, und auch ganz viele bei Euch in den Gemeinden – ich kenne Leute, die können wunderbar zuhören. Die haben da eine richtige Gabe. Du kannst ihnen alles erzählen. Und ich kenne welche, die können wunderbar reden. Sie sagen mir gute Worte und wissen Rat. Und ich kenne welche, die fragen immerzu nach. Löchern mich geradezu mit ihren Fragen. Und mit meinen Antworten werde ich mir selber klarer. Ich kenne die Kümmerer sie packen sofort an und bringen sofort was zustande. Und welche lösen Probleme. Und andere wieder sind einfach nur herzensgut. Du gehst hin und merkst: Die meint es gut zu mir. Und der tut mir gut. Ich kenne welche, die sehr, sehr treu sind.
Auf die werde ich mich immer verlassen können. Und ich kenne welche, die sind ganz frei. Sie treten eine Zeit in mein Leben.
Und dann gehen sie wieder weg. Aber ich habe an ihnen etwas von Freiheit gelernt. So seid Ihr. Ein jedes auf seine Art.
So sind wir: Jedes einmalig. Einzigartig. Begnadet, beschenkt, begabt. Man sieht Euch an, dass Ihr mit Gott zu tun habt. Man kann Euch Gott am Gesicht ablesen. Ich spüre ihn in Euren Händen. Ich höre ihn in Euren Worten. In Eurem Schweigen kommt er mir nah. Gott hat auf Euch abgefärbt. Und mit einem großen Wort kann man sagen: Ihr seid geschaffen zu Gottes Bild.
V. Zu viele Farben
So war’s bei Mose damals. So ist’s bei uns jetzt.
Und das ist wunderbar. Und das ist auch schwierig. Das ist schwierig, weil wir Menschen sind. Und bei uns Menschen wird’s immer ein bisschen kompliziert. Also bei Mose zum Beispiel. Er kommt vom Berg. Und man sieht ihm Gott an. Ob er nun strahlt oder Hörner aufhat – völlig egal. Gott hatte auf ihn abgefärbt. Und das war für die Israeliten zu viel. Sie fürchten sich vor diesem »Einfach-zu-viel«. Und das kann ich auch verstehen. Also bei all den vielen Gaben, die Gott uns gegeben hat. Wer gut zuhören kann, kann Dich auch anschweigen.
Wer gute Worte für Dich hat, kann Dich mit Worten zudecken.
Die Kümmerer können Dein Leben eng machen.
Oder Dich einfach nerven. Die Treuen können so treu sein, dass Du die Freiheit verlierst. Die Guten übersehen vielleicht vor lauter Güte Deine Not und reden alles schön. Und die Freien können Dir sehr wehtun, wenn sie einfach aus deinem Leben verschwinden.
VI. Farbschutz
Wenn ich Sonnabendabend Rotkraut gemacht habe, dann mach ich mir viel Mühe mit meinen Händen. Denn morgen dann, am Sonntag, wird Gottesdienst sein. Und da will ich Euch segnen. Und das geht eben nicht mit rot-blau-violetten Händen. Ihr würdet irritiert sein. Also schrubbe ich meine Hände mit Salz und Essig, bis sie wieder einigermaßen normal sind. Und Mose macht es genauso. Wunderbar, dass Gott auf ihn abgefärbt hat. Aber das war gerade ein bisschen zu viel für seine Leute. Also legt er sich einen Schleier aufs Gesicht, zieht eine Decke über den Kopf, setzt eine Maske auf. Dann geht es. Mose versucht, nicht zu viel zu werden. Um der anderen willen. Manchmal ist es gut, eine Maske aufzusetzen, damit ich die anderen beschütze. Und ja, das ist eine Gratwanderung. Eine riesige Gratwanderung. Hier merkt man uns Gott an: In dieser Gnade, in diesen Gaben – in dem Stück Herrlichkeit, das jedes von uns hat – geschenkt von Gott.
Und da müssen wir auf die anderen aufpassen.
Und sie beschützen. Aber es geht nur so. Aus schmalem Grat zwischen Herrlichkeit und Liebe. Zwischen dem Einzigartigen, das Ihr habt und dem Gemeinsamen, das wir brauchen. Auf dem Grat zwischen Gott und ich und Du. Und ich denke so: Bei Mose haben sie ja auch eine vernünftige, gute Lösung gefunden. Die gibt’s auch für uns. Und ich verspreche Euch, wenn ich wieder mal Rotkraut gemacht habe am Sonnabendabend, dann mach ich mir vor dem Gottesdienst die Hände wieder sauber. Und die viel größeren, wichtigeren Sachen will ich auch angehen.
Ich will’s versuchen. Versucht Ihr’s mit?
Amen.
Pfarrer Michael Greßler
Lied: Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten
Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten, / lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht! / Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde / und du sagst uns: Auch ihr seid das Licht.
T: (Nach Augustinus 4./5. Jh.) Taizé 1992 M: Jacques Berthier, Taizé (Frankreich) 1992
S: Jacques Berthier Q: Herder Verlag, Freiburg i. Br
Fürbitten und Vaterunser
Du Licht, nach dem wir uns sehnen, Jesus Christus. Du Hoffnung, nach der wir uns ausstrecken, Jesus Christus.
Dein Licht suchen wir im Dunkel des Schreckens. Wir bitten dich
für die Opfer des Amoklaufs in Heidelberg und ihre Angehörigen,
für die Studierenden und die Lehrenden, für alle, für die vertraute Orte zu Räumen des Schreckens wurden. Komm in ihre Dunkelheit und mach sie hell. Wir bitten dich: Erbarme dich.
Dein Licht suchen wir im Dunkel der Angst. Wir bitten dich
für die Menschen in der Ukraine, für die Mächtigen, die über Krieg und Frieden entscheiden, für alle, die dem Frieden dienen und der Gewalt widerstehen. Hindere die Liebhaber des Todes und die Kräfte der Zerstörung. Schaffe deinem Frieden Raum. Wir bitten dich: Erbarme dich.
Dein Licht suchen wir im Dunkel der Lüge. Wir bitten dich
für die Opfer von Missbrauch und Gewalt, für die, denen der Lebensatem geraubt wird, für alle, die keinen Ort für ihre Empörung finden. Setze dem Leugnen und Vertuschen ein Ende. Komm mit deiner Wahrheit. Wir bitten dich: Erbarme dich.
Dein Licht suchen wir im Dunkel der Sorgen. Wir bitten dich
für unsere Kranken und die, die sie versorgen, für alle, denen die Kräfte schwinden, für alle, die erschöpft sind. Komm in ihre Müdigkeit. Wir bitten dich: Erbarme dich.
Dein Licht suchen wir in unserem Leben, für unsere Lieben,
in diesen Tagen. Komm mit deinem Licht und deiner Klarheit.
Voller Vertrauen bitten wir dich: Erbarme dich. Wir beten zu dir mit Worten, die uns im Herzen wohnen: Vater unser im Himmel…
Lied EG 557 Unser Leben sei ein Fest
1. Unser Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unserer Mitte,
Jesu Werk in unseren Händen. Jesu Geist in unseren Werken.
Unser Leben sei ein Fest an diesem Morgen (Abend) und jeden Tag.
2. Unser Leben sei ein Fest, Brot und Wein für unsere Freiheit,
Jesu Wort für unsere Wege, Jesu Weg für unser Leben.
Unser Leben sei ein Fest an diesem Morgen (Abend) und jeden Tag.
Segen
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen
Im Frieden unseres Gottes. Amen.
Liebe Gadenstedter*innen und Ölsburger*innen,
die weihnachtliche Hochzeit ist nun mit dem Epiphaniasfest am 06. Januar zu Ende gegangen, mancherorts sind die Weihnachtsbäume schon entschmückt, wenn auch die Weihnachtszeit noch anhält. Nun begegnet uns der erwachsene Jesus.
Wir grüßen mit dem Wochenspruch: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Römer 8,14b)
Bleiben Sie behütet und gesund!
Ihr/ Euer Pastor
Dominik C. Rohrlack
Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sein Friede sei mit uns allen. Amen.
Lied: Jesus ist Kommen EG 66
1. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; A und O, Anfang und Ende steht da. Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah! Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
2. Jesus ist kommen, nun springen die Bande, Stricke des Todes, die reißen entzwei. Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; er, der Sohn Gottes, der machet recht frei, bringet zu Ehren aus Sünde und Schande; Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
7. Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden: Komme, wen dürstet, und trinke, wer will! Holet für euren so giftigen Schaden Gnade aus dieser unendlichen Füll! Hier kann das Herze sich laben und baden. Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.
8. Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. Hochgelobt sei der erbarmende Gott, der uns den Ursprung des Segens gegeben; dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod. Selig, die ihm sich beständig ergeben! Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Gebet:
Gott allen Lichtes, wir danken dir, dass Jesus Christus gekommen ist: Licht für die Welt, Ziel für die Suchenden und Wegzeichen für die Verirrten zu sein. In der Taufe hast du uns mit Ihm verbunden, stärke unser Vertrauen zu Ihm. Dich Gott loben und preisen wir von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Lesung Johannes 1
14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. 15 Johannes zeugt von ihm und ruft: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. 16 Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. 17 Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. 18 Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt.
Angedacht
Es ist faszinierend, ein Kind zu beobachten, wie es Lesen lernt. Was uns Großen selbstverständlich ist – Schritt für Schritt, Buchstabe für Buchstabe, will erst gelernt werden. Erst das M und dann das O und das A, und schließlich: Oma. Die Erstklässler lernen von Woche zu Woche immer mehr Buchstaben, und es beginnt auch im Alltag interessant zu werden: In den Ferien sind wir mit dem Zug gefahren, und die einzelnen Haltestellen wollten gelesen werden. U – l – m. Und dann die plötzliche Erkenntnis: Ulm! Wenn der Schalter umgelegt wird aus den Lauten, bis zur Erkenntnis, ach das ist dieses Wort, und das kennt das Kind ja schon, das Wort, und erkennt es dann wieder, ach ja, das ist „Ulm“, das ist „Oma“, und hier ist das „sch“ und das spricht man so aus, das „sch“. Mit dem Lesenlernen eröffnet sich eine Welt. Haltestellen lesen und Zuganzeigen und Spielkarten, das ist die E- Elisenstraße und die S-ee-straße. Seestraße!
Im Anfang war das Wort, so beginnt das Johannesevangelium. Und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Aber was kann man lesen, wenn man dieses Wort kennt?
Ich möchte mich heute auf einen Vers konzentrieren, der uns das Weihnachtsgeschehen noch einmal nahebringt, und was für eine überwältigende Bedeutung es hat. Es ist dieser:
„Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt.“
Jesus Christus kennt Gott, den Vater. Und das in einer zarten und geborgenen Intimität eines kleinen Kindes auf dem Schoß seines Vaters. Er ist von ihm gehalten und getragen,
Er war schon immer – wie die Weisheit. Die Weisheit saß auf Gottes Schoß, als er die Welt erschuf, sie spielte vor ihm und er erfreute sich an ihr, sie war seines Herzens Wonne. Das sagt das Buch der Sprüche. So auch Jesus, und noch mehr. Wie die Weisheit, war Jesus von Anfang an, und vor dem Anfang unsrer Welt, bei Gott und Jesus ist Gott selbst. Der Logos, von Anfang an, das ist Jesus, die Weisheit und Vernunft, die die Welt mitgestaltete. Und dieses Wort ist nun als einziges geboren. Das bedeutet eingeboren, als einziges geboren worden. Der eine Sohn Gottes, der einzige, der von einem Menschen geboren wurde. Viele Menschen wollten Gott werden – aber nur dieser Gott wollte Mensch werden.
Nicht, dass man vor Weihnachten nicht schon etwas von Gott wissen konnte. Er hat sich ja schon gezeigt, den ersten Menschen, und den Erzvätern und Erzmüttern, und dem Volk Israel, Mose und den Propheten. Aber das jetzt – das führt in eine tiefere Erkenntnis Gottes hinein. An dem, was Jesus gesagt hat, wie er gehandelt hat, daran können wir Gott, den Vater erkennen. Wir mich sieht, sieht den Vater, sagt Jesus im Johannesevangelium. Weil ich schon immer war – umhüllt von seinen Armen, den Herzschlag spürend und die Wärme der Haut.
Lesen lernen. Darum geht es auch im Roman „der Gesang der Flusskrebse“. In einer Szene lernt die 14jährige Heldin lesen – bisher hat sie in der Wildnis gelebt, ohne Schulunterricht. Ihr Freund Tate bringt ihr das Lesen bei, bis zu ihrem ersten ganzen Satz. „Manche Menschen können ohne wilde Dinge leben, und manche können es nicht.“ – „Oh“ sagte sie. „Oh!“ Und er: Du kannst lesen, Kya. Es wird nie wieder eine Zeit geben, in der du nicht lesen kannst.“ „Das isses nicht allein.“ Sie flüsterte beinahe. „Ich hab nicht gewusst, dass ein Satz so voll sein kann.“
Eine neue Welt hat sich ihr geöffnet. Als ob sie durch eine Tür hinausgeht, und an einen Strand tritt, und plötzlich von der Fülle des strahlenden Himmels und der Tiefe der Wogen umgeben ist.
So ist es auch mit Christus, finde ich. Eigentlich erzählen die Weihnachtsgeschichten Überraschendes. Ich versuchte einmal, einem nicht christlich geprägten Freund die Grundlagen des christlichen Glaubens zu erklären. Und fing vorne an: Also, da an Weihnachten, da wird Gott ein Mensch. Er unterbrach mich sofort und sagte: „Jetzt hör mal auf, Miriam. Das ist nicht dein Ernst. Ich meine, Gott ist Gott und Mensch ist Mensch. Das kann doch nicht sein.“ In diesem Moment verstand ich, wie absurd diese Vorstellung wirken kann.
Aber das ist es. Gott, der die Menschen so liebt, dass er in die Niedrigkeit und Einfachheit seiner Geschöpfe hineinkommt. Damit wir in diese Nähe und Intimität, die Jesus mit dem Vater hat, mit eintauchen können. Damit wir an einen liebenden Gott glauben, wenn wir sehen, wie Jesus überraschend gnädig mit Menschen umgeht – und andere in ihre Schranken weist, die hartherzig sind. Und das Schöne ist, dass es an diesem Jesus, an dem wie er handelt, an den biblischen Geschichten so viel zu entdecken gibt. Gerade, weil sie manchmal auch sperrig sind, weil sich nicht alles sofort erschließt und harmonisch zusammenfügt. So hört das Erkennen und tiefer hinein tauchen in die Gnade Gottes nicht auf. Amen.
Pfarrerin Miriam Hechler
Lied: EG 70 Wie schön leuchtet der Morgenstern
1. Wie schön leuchtet der Morgenstern voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn, die süße Wurzel Jesse. Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm, mein König und mein Bräutigam, hast mir mein Herz besessen; lieblich, freundlich, schön und herrlich, groß und ehrlich, reich an Gaben, hoch und sehr prächtig erhaben.
2. Ei meine Perl, du werte Kron, wahr’ Gottes und Marien Sohn, ein hochgeborner König! Mein Herz heißt dich ein Himmelsblum; dein süßes Evangelium ist lauter Milch und Honig. Ei mein Blümlein, Hosianna! Himmlisch Manna, das wir essen, deiner kann ich nicht vergessen.
Fürbitten und Vaterunser
(Eine*r betet für sich oder für alle in der Hausgemeinschaft.)
Du heller Morgenstern, Jesus Christus, wie sehr haben wir auf dich
gehofft, wie sehr haben wir dein Licht herbeigesehnt, wie sehr brauchen
wir deine Freundlichkeit.
Du heller Morgenstern, Jesus Christus, du strahlst in unser Leben
hinein. Mache du das Leben hell, wo Verzweiflung den Lebensmut
verdunkelt, wo alles aussichtslos scheint, wo die Liebe erloschen ist.
Mache dich auf, du Morgenstern.
Du heller Morgenstern, Jesus Christus, das geknickte Rohr zerbrichst du
nicht. Heile und rette die Gedemütigten, die Verlassenen, die, die gegen
den Tod ankämpfen. Mache dich auf, du Morgenstern.
Du heller Morgenstern, Jesus Christus, den glimmenden Docht löschst
du nicht. Fache die Glut an, damit die Lebenskraft zurückkehrt,
damit die Liebe siegt, damit das Glück den Hass vertreibt. Mache dich
auf, du Morgenstern.
Du heller Morgenstern, Jesus Christus, du trägst das Recht in die Welt
hinaus. Bleibe treu denen, die dir vertrauen, die sich auf die Seite der
Gerechtigkeit und des Friedens stellen. Bleibe unseren Kindern treu.
Bleibe uns und deiner Gemeinde treu. Du Morgenstern, Jesus Christus,
dir vertrauen wir uns an – heute und alle Tage.
Mache dich auf, du Morgenstern.
Wir beten zu dir mit Worten, die uns im Herzen wohnen:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied: EG 789.7
Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott.
Segen
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen.
Lied:Stern über Bethlehem
4. Stern über Bethlehem, kehrn wir zurück, steht noch dein heller Schein in unserm Blick, und was uns froh gemacht, teilen wir aus, Stern über Bethlehem, schein auch zu Haus!
Im Frieden unseres Gottes. Amen.
Liebe Gadenstedter*innen und Ölsburger*innen,
wir grüßen Sie herzlich an der Schwelle des neuen Jahres. Sich einen Moment Zeit nehmen, auf das Vergangene zurücksehen, loslassen und aufrecht ins neue Jahr gehen. Sicher gilt es auch in diesem Jahr, sich vielen Herausforderungen zu stellen, aber auch für 2022 gilt: Auch dieses Jahr ist: A.D. Es ist Anno Domine. Zu Deutsch: Auch 2022 ist ein Jahr des HERRN.
Wir grüßen mit dem Wochenspruch: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Ps 31, 16a)
Bleiben Sie behütet und gesund!
Ihre/ Eure Pastoren
Norbert Paul und Dominik C. Rohrlack
Meditation
Wenige Stunden
bis zur Jahreswende,
nur eine Zahl,
nicht mehr, das Jahr
geht jetzt zu Ende.
Und doch…
Der Rucksack!
Noch nicht gepackt!
Was nehme ich mit?
Will halten, behalten,
will sorgen, besorgen
von Heute zu Morgen.
Schnell raffen,
nicht gaffen;
hinein, nur hinein,
die Wünsche, die Träume
bevor ich´s versäume,
es gibt kein Zurück, die Zeit kommt nimmer mehr!…
Wenige Stunden
nach der Jahreswende,
nur eine Zahl,
nicht mehr,
das Jahr hat dann begonnen.
Und doch…
Der Rucksack!
Noch vollgepackt!
Was nahm ich mit?
Wollt´ halten, behalten,
wollt´ sorgen, besorgen
vom Gestern zum Morgen.
Pack aus…
Angst und Leid,
Ärger und Streit,
Neid und Gier…Frieden find ich
HERR, nur bei DIR!Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sein Friede sei mit uns allen. Amen.
Lied: Meine Zeit steht in deinen Händen
Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
1. Sorgen quälen und werden mir zu groß. Mutlos frag ich: Was wird Morgen sein? Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los. Vater, du wirst bei mir sein. Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
2. Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb nehmen mich gefangen, jagen mich. Herr ich rufe: Komm und mach mich frei! Führe du mich Schritt für Schritt. Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
3. Es gibt Tage die bleiben ohne Sinn. Hilflos seh‘ ich wie die Zeit verrinnt. Stunden, Tage, Jahre gehen hin, und ich frag, wo sie geblieben sind.
Gebet:
Du tröstest uns, Gott, und du forderst uns heraus; auf deine Gegenwart können wir uns verlassen. Oft begegnest du uns, wie wir es nicht erwartet haben. Über Verlorenes und Zerbrochenes dürfen wir vor dir trauern, für Gutes und Schönes möchten wir dir danken, bei allem, was geschieht, wollen wir festhalten an dir. Du bist unser Helfer, jetzt und alle Zeit bis in Ewigkeit.
Angedacht
Das alte Jahr ist vergangen und ich stehe wieder vor einem neuen Jahr. 364 Tage liegen in der Zukunft vor mir. Wie wird es werden? Wem werde ich begegnen? Welche freudigen Momente werden mir geschenkt? Aber auch welche schweren Wege sind zu gehen?
Ich stelle mir eine Straße an einem nebeligen Tag vor. Ich bin sie schon so manches Mal gefahren, doch es ist ratsam die Augen offen zu lassen. Im Nebel taucht so manche Kurve auf, die ich doch anders in Erinnerung hatte. Das Schild mit dem Geschwindigkeitsgebot war doch unlängst noch nicht da. Dem Verkehrsteilnehmer sei ein achtsamer Stil empfohlen. So gelingt die Reise für alle Beteiligten besser.
Noch ist das Jahr im Nebel, für mich nicht ganz greifbar. Manches kann ich erahnen. Was werde ich am 31. Dezember 2022 schreiben und sagen? Der Weg durch das Jahr 2022 liegt vor mir und er liegt vor dir. In meinem Auto gibt mir das Navigationsgerät eine Hilfestellung, um sicherer das Ziel zu erreichen.
Auf dem Weg durch das Jahr bietet Gott sein Wort an. Es will mir Wegweisung, Halt und Trost sein. Die Jahreslosung für 2022 ist dem Johannes-Evangelium im 6. Kapitel entnommen: Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Oder noch eindrücklicher mit der Übersetzung Martin Luthers: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
Auf unserem Weg durch das Jahr wird mir ein verlässlicher Wegbegleiter zugesagt. Jesus fordert nicht den perfekten Menschen. wenn du eine Bedingung erfüllst. Er sagt nicht, erst wenn du dich an gesellschaftliche Konventionen hältst, erst dann bist du bei mir willkommen. Sondern Christus sagt mir zu, du bist willkommen, so wie du bist mit deinen Fehlern und mit deinen Gaben. Ich will dich begleiten durch das Jahr hindurch. Das gibt mir Hoffnung. Amen.
Lied: Von guten Mächten (EG 65, 5 und 7)
5. Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
7. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Fürbitten und Vaterunser
(Eine*r betet für sich oder für alle in der Hausgemeinschaft.)
Lasst uns Zeit nehmen, um zurückzublicken auf das Jahr, was nun vergeht.
Wir denken an alles, was uns dieses Jahr froh gemacht hat. An die Augenblicke der Freude und des Glückes. An die Momente, wo wir anderen Freude bereitet haben.
Stille
Wir legen die Zeit zurück in die Hand Gottes.
Wir denken an Momente zurück, wo wir andere verletzt haben oder wo wir verletzt worden sind. Wir denken an Momente, die anders liefen als wir sie erhofften.
Stille
Wir legen die Zeit zurück in die Hand Gottes.
Wir denken an Momente der Trauer. An Abschiede von Menschen.
Stille
Wir legen die Zeit zurück in die Hand Gottes.
Wir denken an die Dinge, die wir uns nicht erträumen konnten.
Stille
Wir legen die Zeit zurück in die Hand Gottes.
Gott, in deiner Hand ist unsere Zeit, hilf uns versöhnt in ein neues Jahr zu gehen, darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.
Wir beten zu dir mit Worten, die uns im Herzen wohnen:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied: Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
1. Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.
Segen
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen.
Lied: O du fröhliche, o du selige (EG 44)
1. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!
2. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen:
Freue, freue dich, o Christenheit!
3. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre:
Freue, freue dich, o Christenheit!
Im Frieden unseres Gottes. Amen.
Liebe Gadenstedter und Ölsburger!
Und es ist wieder anders als gedacht. Hätten Sie mich vor acht Wochen gefragt: „Wie wird die Adventszeit werden?“, so hätte ich vermutlich geantwortet: „Wir werden mit leichten Einschränkungen zu rechnen haben, aber es wird wieder dem Gewohnten vor der Coronazeit ähnlicher werden.“ Nun sind die Zahlen aber wieder gestiegen. Letzte Woche haben wir Gottesdienst bei Fackelschein im Freien gefeiert und diese Woche halten Sie die häusliche Andacht in den Händen – es bleibt eine herausfordernde Zeit. Aber so ist es, denke ich, auch eine Zeit, in der wir die Hoffnungsbotschaft des Advents und des bevorstehenden Weihnachtsfestes besonders nötig haben. Gott kommt uns entgegen, um uns Mut zu schenken! So grüße ich mit dem Wochenspruch: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lk 21, 28b)
Bleiben Sie behütet und gesund
Ihre/Eure Pastoren Norbert Paul und Dominik C. Rohrlack
Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sein Friede sei mit uns allen. Amen
Wer mag, kann nun die ersten zwei Kerzen des Adventskranzes anzünden.
Lied: EG 17 Wir sagen euch an den lieben Advent
1. Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die erste Kerze brennt! Wir sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn den Weg bereit. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.
2. Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die zweite Kerze brennt! So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.
Gebet
Jesus Christus, wir leiden an dieser Welt. Wir sehnen uns nach Gerechtigkeit und Frieden. Wann wirst du kommen um die Schöpfung zu erneuern? Damit aus unseren Klagen und unserer Angst ein Loblied der Hoffnung wachsen kann. Zu dir beten wir auf dich hoffen wir jetzt und in Ewigkeit. Amen
Lesung: Jesaja 63,15-64,3 (Übersetzung: „Luther 2017“)
(laut für sich lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor)
15So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. 16Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, Herr, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name. 17Warum lässt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind! 18Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. 19Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde.
Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen, 1wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, dass dein Name kundwürde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müssten, 2wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten, und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! 3Von alters her hat man es nicht vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohltut denen, die auf ihn harren.
Angedacht
Der Friede Gottes sei mit uns Amen. Tütenöffnen. Die Tüte ist ziemlich fest zu. Ich habe ein bisschen Mühe. Aber dann habe ich sie aufgerissen. Und es duftet schon. Letzte Woche habe ich nämlich Grünkohl gekauft, ich weiß, der ist nicht jedermanns Ding, aber wir mögen ihn. Und als die Tüte dann endlich auf war, da hat es schon sehr gut gerochen. Nach frischem, knackigen Kohl. Und später, als ich ihn dann geputzt hatte und ein bisschen Speck und Zwiebel angeschmort habe, als er dann im Topf war und gut durchgekocht: Da duftete das ganze Haus. Endlich war die Tüte offen. Und nach und nach zog der Duft hinaus. Stück für Stück. Bis er ganz groß war. So geht mir das übrigens auch mit anderen Tüten:
Bei Chips oder Erdnüssen – oder bei den Schokocrossies.
Endlich ist die Tüte auf. Und dann duftet es.
II. Selbstreflexion
Und dann frage ich mich: Warum schreibe ich Euch das eigentlich? Warum erzähle ich Euch von meinem Grünkohl? Oder von meinen Erdnüssen? Und von Schokocrossies?
Und was hat das mit dem Glauben zu tun? Ich habe da lange nachgedacht. Und ich bin sicher: Ja, das hat mit dem Glauben zu tun. Also erst einmal mit meinem. Weil ich mich nämlich sehne. Ich sehne mich, dass Gott es endlich aufmacht.
Also seine Tüte. Seine Himmelstüte. Da wo er alles Gute drin hat. Frieden und Liebe und Gerechtigkeit. Ich sehne mich nach diesem Geruch –ich sehne mich nach Gottes Duft.
III. Weltgerüche
Denn in der Welt riecht es nicht immer gut. In der Welt stinkt es auch. Zum Beispiel damals, als der Prophet Jesaja lebte. Beziehungsweise einer seiner Schüler, irgendwann ungefähr vor 2.600 Jahren. Die schlimmste Zeit war vorbei – erst einmal. 70 Jahre Verbannung waren zu Ende. Das Volk war wieder nach Jerusalem gekommen. Aber es stank.
Und da schreibt der Prophet: »Gott, schau doch vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. Du bist doch unser Vater! „Unser Erlöser“, das ist von alters her dein Name. Kehr zurück um deiner Leute willen, um der Menschen willen, die dein Erbe sind! Ach! Dass du den Himmel zerrissest und führest herab!« Es stank in Jerusalem. Ja, es konnten viele heimkehren aus der Verbannung. Aber die verkohlten Balken des Tempels stanken immer noch nach Rauch. Die Gossen stanken sowieso. Nach Abwasser und dem Dreck des Viehs. Und die ganze Stadt stank nach Verzweiflung. Und nach Egoismus. Jeder sah zu, wie er durchkam. Einer war »des anderen Wolf«. Und den Tempel wieder aufzubauen hatte eh keiner Lust – »Uns geht’s so dreckig – was brauchen wir da noch Gott?« »Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab.« Aber einige sehnten sich doch. Sie sehnten sich nach dem Duft, der einst im Tempel geherrscht hatte. Sie hatten es nicht mehr selber erlebt.
Aber die Eltern hatten davon erzählt: Wie die Priester und die Leviten sangen, wie der Weihrauch geduftet hat und auch die Opfer, wenn sie das Fett der Tiere auf dem Altar verbrannten. Gott war da gewesen. Und sie hatten es gerochen. Und jetzt?
IV. Sehnsüchte
Mir geht es, wie den Sehnsuchtsvollen damals. Die Welt riecht mir – leider – nicht nur gut. »Gott, warum lässt du uns abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Leute willen, um der Menschen willen, die dein Erbe sind! Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde. Ach! Dass du den Himmel zerrissest und führest herab!« Heute riecht es nicht mehr nach den Brandbalken des Tempels in Jerusalem. Und auch nicht nach dem Dreck auf der Straße. Und trotzdem stinkt es manchmal. Und manchmal sehr. Es stinkt nach Egoismus. Nach Eigennutz. Nach: »Mir doch egal, wie es anderen geht«. Und ein Geruch von Lügen steigt mir in die Nase. Und von Ignoranz. Zynismus. Und Gleichgültigkeit. Und: »Dir hör’ ich ja schon gleich gar nicht mehr zu.« Wo die Menschen nicht mehr auf Gott hören, hören sie auch nicht mehr aufeinander.
V. Gottesduft
Wenn die Tüte aufgeht, kommt endlich der Duft. Ich mag es, wenn das ganze Haus nach Grünkohl duftet. Ihr mögt vielleicht andere Düfte. Den Sonntagsbraten. Tannengrün. Frische Plätzchen … Egal. Ich wünsche mir mehr Duft für die Welt. Nicht Grünkohlduft oder Erdnuss- oder Chips- oder Schokoladendurft – ich wünsche mir mehr Gottesduft. Ich wünsche mir, dass Gott aufmacht. Nicht irgendeine Tüte. Sondern den Himmel. Und dass er dann selber herauskommt. So, dass ich ihn fühlen kann, schmecken und riechen.
Sein Duft soll sich ausbreiten. Über alle Welt.
der Duft von Gemeinsamkeit. Und von Aufeinander-Zugehen. Von einander Zuhören. Und auf Gott hören. »Ach! Dass du den Himmel zerrissest und führest herab!« Denkt Euch die schönsten Düfte aus, die Ihr kennt. Und dann denkt an Gott. Wenn er aufmacht – wenn er den Himmel aufreißt – dann duftet die ganze Welt. Sie duftet nach den lieblichsten Gerüchen. Sie duftet, wie der liebe Mensch, den Du in den Arm nimmst. Und nach Lebkuchen und Weihnachtsbaum und Glühwein. Und nach der frischen Erde im Frühling. Nach Rosen im Herbst. Auf Erden duftet es nach Frieden. Der Geruch von Versöhnung steigt uns in die Nase. Es riecht nach diesem neugeborenen Kind im Stall von Bethlehem –Neugeborene haben ja einen einmaligen Geruch. Und irgendwie riecht alles nach Gott. Das wünsche ich mir.
»O Heiland, reiß die Himmel auf.«
Pfarrer Michael Greßler
Amen.
Lied: EG 7 O Heiland, reiß die Himmel auf
1. O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.
2. O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß, im Tau herab, o Heiland, fließ. Ihr Wolken, brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus.
3. O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd. O Erd, herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring.
4. Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.
5. O klare Sonn, du schöner Stern, dich wollten wir anschauen gern; o Sonn, geh auf, ohn deinen Schein in Finsternis wir alle sein.
7. Da wollen wir all danken dir, unserm Erlöser, für und für;
da wollen wir all loben dich zu aller Zeit und ewiglich.
Fürbitten und Vaterunser
Wann reißt du den Himmel auf, Gott? Wann greifst du ein?
Du siehst doch das Leid. Du siehst doch die Trauer. Du siehst doch, wie wir warten. Reiß den Himmel auf. Greif ein.
Wir bitten dich.
Komm!Barmherziger Gott, sieh auf unsere Kranken. Sieh auf die Kranken, die wir nicht kennen. Höre ihre Klagen und ihr Schreien. Hilf allen, die sie pflegen und ihnen beistehen. Hilf allen, die Medikamente entwickeln und allen, die für eine gerechte Verteilung einstehen. Reiß den Himmel auf.
Greif ein. Wir bitten dich.
Komm!Barmherziger Gott, sieh auf die Verantwortlichen. Sieh, wie schwer es ist, das Richtige zu tun. Höre die Ratlosigkeit und den Zweifel. Hilf den Ungeduldigen. Hilf denen, die ihre Kräfte für andere hergeben. Reiß den Himmel auf.
Greif ein. Wir bitten dich.
Komm!Barmherziger Gott, sieh deine Schöpfung. Sieh unsere Unfähigkeit, ihr zu helfen. Höre ihr Seufzen. Hilf denen, die unter den Folgen unserer Sorglosigkeit leiden. Hilf den Flutopfern dieses Sommers. Hilf den Hungernden.
Reiß den Himmel auf. Greif ein.
Wir bitten dich.
Komm!Barmherziger Gott, sieh deine Kirche. Sieh unser Vertrauen.
Höre unsere Sehnsucht. Hilf deiner Gemeinde, die sich auf dein Kommen vorbereitet. Hilf deiner weltweiten Kirche, dich glaubwürdig zu bezeugen. Reiß den Himmel auf.
Greif ein.Wir bitten dich.
Komm!Barmherziger Gott, sieh auf uns und unsere Kinder.
Sieh auf die Trauernden. Sieh, wie wir dich brauchen.
Wir warten auf dich. In Jesu Namen rufen wir: Reiß den Himmel auf. Greif ein. Wir bitten dich. Komm!
Vereint mit der Christenheit beten wir: Vater unser …Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Pfarrer Michael Greßler, Texte der VelkD und Pastor Dominik C. Rohrlack
Liebe Gadenstedter und liebe Ölsburger!
Ein fester Grund gibt Sicherheit. Das Evangelium und die Gnade Gottes bieten diese Sicherheit: Zu wissen, es ist Gott, der mich trägt. Das ist zwiespältig: Es macht demütig und es verleiht Sicherheit. Diese Sicherheit kann dazu dienen, dem Evangelium Worte und Taten folgen zu lassen. Gut, dann einen festen Grund zu haben, in dem wir verwurzelt sind. So heißt es im 1. Petrusbrief (5,5b): Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
Mit diesem Wochenspruch grüßen wir Sie und Euch herzlich,
Ihre/Eure Pastoren Dominik C. Rohrlack und Norbert Paul
(Die Glocken läuten.) Wir entzünden eine Kerze.
Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.
Ich feiere/wir feiern diese Andacht im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Eingangsgebet
Gott, wir lassen uns immer wieder ablenken von Meinungen, die unwichtig sind. Und wenn Entscheidungen anstehen, zögern wir und kennen unsere tatsächlichen Wurzeln nicht. Wenn wir aufstehen und das Heft in die Hand nehmen sollten für dein Reich, dann bleiben wir sitzen und schweigen. Wenn wir, verwurzelt in dir, mit deiner Hilfe die Welt verändern sollten, verharren wir und bleiben in alten Mustern.
Wir bitten dich, Gott, vergib uns. Amen
Lied: Himmel, Erde, Luft und Meer (Ev. Gesangbuch 504, 1-6), singen oder Text lesen
504:1 Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers Ehr; meine Seele, singe du, bring auch jetzt dein Lob herzu.
504:2 Seht das große Sonnenlicht, wie es durch die Wolken bricht; auch der Mond, der Sterne Pracht jauchzen Gott bei stiller Nacht.
504:3 Seht, wie Gott der Erde Ball hat gezieret überall. Wälder, Felder, jedes Tier zeigen Gottes Finger hier.
504:4 Seht, wie fliegt der Vögel Schar in den Lüften Paar bei Paar. Blitz und Donner, Hagel, Wind seines Willens Diener sind.
504:5 Seht der Wasserwellen Lauf, wie sie steigen ab und auf; von der Quelle bis zum Meer rauschen sie des Schöpfers Ehr.
504:6 Ach mein Gott, wie wunderbar stellst du dich der Seele dar! Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin.
Bibeltext zum Sonntag aus dem Epheserbrief, Kapitel 2, Verse 4-10
4 Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, 5 auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr gerettet –; 6 und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, 7 damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. 8 Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, 9 nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. 10 Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Angedacht
In der Zeit 1946/1947 hat Wolfgang Borchert eine Reihe von Kurzgeschichten geschrieben, die im Krieg oder in der Nachkriegszeit spielen. Wolfgang Borchert war während des Krieges wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ im Gefängnis, hat sich dort eine schwere Lebererkrankung zugezogen und ist einen Tag vor der Uraufführung seines Dramas „Draußen vor der Tür“ mit 26 Jahren gestorben. Die Kurzgeschichte „Das Brot“ handelt von einem alten Ehepaar. Sie haben keine Namen, sie sind: Sie und Er. Der Hintergrund des Geschehens ist, dass Brot kurz nach dem Krieg knapp war und rationiert ist.
Mitten in der Nacht, genau um halb drei, wacht die Frau von der Stille auf. Sie fasst mit der Hand neben sich und bemerkt, dass ihr Mann aufgestanden ist. Im Dunklen tappt sie in die Küche und sieht ihren Mann, sieht auf einen Blick, dass er sich Brot abgeschnitten hat. Statt dies zuzugeben, lügt er, er habe etwas gehört. Sie geht auf seine Lüge ein und sagt, auch sie habe etwas gehört. Es folgt ein längeres Hin und Her, es sei wohl die Dachrinne gewesen, die gegen die Wand gescheppert habe. In ihren Gedanken vollzieht sich ein Zusammenbruch ihres bisherigen Lebens. Sie ist erschüttert, dass er sie anlügt, nach 39 Jahren! Beide erkennen gegenseitig, dass sie alt geworden sind. Gleichwohl hilft die Frau ihrem verunsicherten Mann: „Komm man ins Bett.“ Sie stellt sich schlafend und hört ihn nach einer Weile kauen. Das ist so gleichmäßig, dass sie einschläft. Am nächsten Abend schiebt sie ihm eine Scheibe von ihrem Brot zu, behauptet, sie vertrage es abends nicht. Der Mann schweigt noch immer, beugt sich beschämt über den Teller. Er tut ihr leid, sie hat Mitleid mit ihm. Erst nach einer Weile setzt sie sich zu ihm unter die Lampe. – Die Kurzgeschichte ist tragisch, die Lüge wird ja nicht aufgehoben. Gleichwohl wird Glaube gelebt. Die Frau erkennt, dass ihr Mann sich schämt, und hilft ihm über die peinliche Situation hinweg. Sie erbarmt sich seiner.
Lied: Lobe den Herren, o meine Seele (Ev. Gesangbuch 303, 1+3-6) singen oder Text lesen
303:1 Lobe den Herren, o meine Seele! Ich will ihn loben bis in‘ Tod; weil ich noch Stunden auf Erden zähle, will ich lobsingen meinem Gott. Der Leib und Seel gegeben hat, werde gepriesen früh und spat. Halleluja, Halleluja.
303:3 Selig, ja selig ist der zu nennen, des Hilfe der Gott Jakobs ist, welcher vom Glauben sich nicht lässt trennen und hofft getrost auf Jesus Christ. Wer diesen Herrn zum Beistand hat, findet am besten Rat und Tat. Halleluja, Halleluja.
303:4 Dieser hat Himmel, Meer und die Erden und was darinnen ist gemacht; alles muss pünktlich erfüllet werden, was er uns einmal zugedacht. Er ist’s, der Herrscher aller Welt, welcher uns ewig Treue hält. Halleluja, Halleluja.
303:5 Zeigen sich welche, die Unrecht leiden, er ist’s, der ihnen Recht verschafft; Hungrigen will er zur Speis bereiten, was ihnen dient zur Lebenskraft; die hart Gebundnen macht er frei, und seine Gnad ist mancherlei. Halleluja, Halleluja.
303:6 Sehende Augen gibt er den Blinden, erhebt, die tief gebeuget gehn; wo er kann einige Fromme finden, die lässt er seine Liebe sehn. Sein Aufsicht ist des Fremden Trutz, Witwen und Waisen hält er Schutz. Halleluja, Halleluja.
Fürbittengebet
Großer Gott, in deinem Wort finden wir Wurzeln für unser Leben. Sie geben uns Halt, wo wir schwanken.
Wir bitten dich für Menschen, denen der Halt fehlt, die nicht wissen wohin, die verzweifeln am Leben, die nicht wissen, wie ihr Leben weitergehen soll. Mach uns deine Liebe bewusst, damit wir auf Menschen zugehen und Menschen einladen.
Großer Gott, wir bitten dich für kranke Menschen: Verleihe ihnen Zuversicht und Stärke. Wir bitten dich für die Angehörigen von Kranken: Lass sie gute Erfahrungen sammeln und Menschen finden, die ihnen aufhelfen, Kraft geben und sie trösten.
Großer Gott, wir bitten dich für alle, die unter Gewalt leiden: für die Frauen und Männer und die Kinder in Kriegsgebieten. Wir bitten dich für Menschen auf der Flucht vor Kriegen und Gewalt. Wir bitten dich für alle Kriegstreiber: Bring sie zur Einsicht, Mord und Totschlag sind immer der falsche Weg.
Großer Gott, in deinem Sohn hast du den Tod besiegt. Diese Wurzeln machen unser Leben neu. Wir können der Welt begegnen mit dem Wissen um deine Nähe im Leben und im Sterben.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns auf der Seele liegt. …
Großer Gott, wir bitten dich, erhöre unsere Gebete. In deinem Wort und mit deiner Kraft wachsen wir über uns hinaus und lassen dein Reich aufblühen.
Vaterunser
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Liebe Gadenstedter und liebe Ölsburger!
Die neue Woche steht unter einem Wort Jesu aus dem Lukasevangelium (12,48): Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. Es geht um die Verantwortung, die wir als Christinnen und Christen tragen – für uns selbst, für die Gemeinde und für die Welt. In dieser Andacht haben wir Gelegenheit, darüber nachzudenken, was das bedeuten kann. Wir wünschen eine gesegnete Feier und grüßen sehr herzlich,
Ihre/Eure Pastoren Dominik C. Rohrlack und Norbert Paul
(Die Glocken läuten.) Wir entzünden eine Kerze.
Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.
Ich feiere/wir feiern diese Andacht im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Eingangsgebet
Barmherziger Gott, jede und jeden von uns hast du geschaffen, dich, den Nächsten und das Leben zu lieben. Allen hast du Fähigkeiten und Talente für das Leben gegeben. Doch oft stehen wir uns und unseren Talenten im Weg.
Befreie uns von dem Wahn, etwas aus uns und unserem Leben machen zu müssen. Befreie uns von der Angst, zu kurz zu kommen, von dem Neid, der unsere Gaben blockiert. Lass uns immer wieder deine Güte erfahren, dass wir uns ihr anvertrauen ein Leben lang.
Darum bitten wir dich, der du mit dem Sohn im Heiligen Geist lebst und regierst, jetzt und in Ewigkeit.
Lied: Jesu meine Freude (ev. Gesangbuch 396, 1+2+4+5) singen oder Text lesen
396:1 Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier: ach, wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir! Gottes Lamm, mein Bräutigam, außer dir soll mir auf Erden nichts sonst Liebers werden.
396:2 Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei. Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken.
396:4 Weg mit allen Schätzen; du bist mein Ergötzen, Jesu, meine Lust. Weg, ihr eitlen Ehren, ich mag euch nicht hören, bleibt mir unbewusst! Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod soll mich, ob ich viel muss leiden, nicht von Jesus scheiden.
396:5 Gute Nacht, o Wesen, das die Welt erlesen, mir gefällst du nicht. Gute Nacht, ihr Sünden, bleibet weit dahinten, kommt nicht mehr ans Licht! Gute Nacht, du Stolz und Pracht; dir sei ganz, du Lasterleben, gute Nacht gegeben.
Biblischer Text: Matthäus 7, 24-27
24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.
26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.
27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.
Angedacht
Die Bergpredigt, aus der unser Text stammt, ist so etwas wie der Herzschlag Jesu. Es gibt in ihr die Seligpreisungen, die die uns vertraute Weltgeschichte auf den Kopf stellen und die Traurigen, die Sanftmütigen und die Barmherzigen gleichsam selig sprechen. Es gibt in der Bergpredigt eine Reihe von Hinweisen, wie das Leben am besten zu gestalten ist – und es gibt das Vaterunser, das Gebet, das alles sagt, was zu loben, zu bitten und zu danken ist. Der rote Faden der Bergpredigt ist aber ein viel tieferer. Er ist so etwas wie der Herzschlag Jesu. Und der heißt: Wer sein Leben in Gottes Hand baut, baut es in ein nicht enden wollendes Gottvertrauen. Jesus sagt: Vertraut Gott, und ihr werdet leben.
Dazu bemüht Jesus am Ende seiner Worte noch einmal ein besonders eindrucksvolles Bild. Er sagt: Wer Gott und den Worten seines Sohnes traut, wird von den vielen Regengüssen der Welt nicht hinweggespült. Wer sein Leben in die Hand Gottes baut, wer also Gott vertraut, steht fest.
Das klingt schön, war aber wohl auch schon zu Jesu Zeit eher verstörend. Matthäus schreibt ja am Schluss der Bergpredigt, dass sich das Volk über Jesu Lehre „entsetze“. Denn Jesus lehrt offenbar in einer ganz eigenen, vielleicht zunächst erschreckenden „Vollmacht“, die den Hörenden so nicht vertraut war. Vollmacht bedeutet hier so etwas wie Überzeugungskraft, gemischt mit Jesu Selbstvertrauen. Hier spricht nicht ein weiterer Schriftgelehrter, sondern der Sohn Gottes.
Wir sollten nicht denken, dass viele hundert Menschen zugehört haben. Es waren eher weniger. Und wir sollten auch nicht meinen, dass die Oberen des Volkes oder der Religion den Worten der Bergpredigt gelauscht haben. Es werden eher einfache Leute zugehört haben, Mühselige und Beladene; Menschen also, die ernst genommen werden wollten in ihren Ängsten und eine Richtung für ihr Leben suchten. Sie wollten keine Lehre hören, sondern Lebensmut. Den bekommen sie auch. Und doch „entsetzten“ sie sich.
Weil der Lebensmut, den sie bekommen, kein laues Lüftchen ist, sondern ein kühler und frischer Wind. Sie bekommen nicht ein paar gut gemeinte Ratschläge, sondern ein klares Ziel. Und das heißt: Wer sein Leben in Gottes Hand baut, der baut es in ein nicht enden wollendes Gottvertrauen.
Es gibt kein Leben ohne Vertrauen. Vertrauen ist der Felsen, auf den ich mich gründe, auch wenn mir das vielleicht nicht immer bewusst ist. Ich vertraue dem Händler, der mir Lebensmittel verkauft. Ich vertraue der Ärztin, in deren Hände ich mich begebe – und dem Busfahrer, der mich fährt sowie der Nachbarin, der ich den Schlüssel gebe „für alle Fälle“. Es gibt kein Leben ohne Vertrauen. Auch kein Leben ohne Selbstvertrauen. Ich sollte mir etwas zutrauen.
Zugleich soll ich Gott vertrauen – gerade dann, wenn ich aus der von mir geplanten Spur rutsche, wenn ich falle und mir Körper oder Seele weh tun. Dann ist Gottvertrauen so schwer wie nötig. Selbstvertrauen ersetzt kein Gottvertrauen. Viel mehr: Mein Selbstvertrauen steigt mit meinem Gottvertrauen.
Da höre ich ihn wieder, den Herzschlag Jesu: Mein Selbstvertrauen steigt mit meinem Gottvertrauen. Ich gebe mich nicht aus der Hand, wenn ich mich in Gottes Hände begebe. Ich tue beides. Ich vertraue Gott – und darin vertraue ich, dass Gott es gut mit mir meint und ich mit seiner Hilfe auch das Schwere bestehen werde. Wie es das wunderbare Lied sehr einfach ausdrückt (EG 533): Du kannst nicht tiefer fallen, als nur in Gottes Hand.
Lied: Du kannst nicht tiefer fallen (ev. Gesangbuch 533, 1-3) singen oder Text lesen
533:1 Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.
533:2 Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not.
533:3 Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.
Fürbittengebet
Lebendiger und barmherziger Gott, du lädst uns ein, dir zu vertrauen. Für unsere Ängste und Sorgen bist du da. Wir bitten dich um dein Erbarmen:
Für alle Opfer des Corona-Virus und anderer Krankheiten – hier und weltweit; und für die Angehörigen aller Verstorbenen: Tröste sie in ihrer Trauer. Für alle Erkrankten: Schenke du ihnen Heilung.
Für alle Menschen die sich für andere einsetzen und dabei ihr Leben einsetzen. Beschütze sie und gib ihnen Kraft und Geduld, wenn sie müde werden.
Für alle Notleidenden, in der Welt und hier vor Ort. Dass sie auf Menschen mit offenen Herzen und freigiebigen Händen treffen und neuen Mut fassen.
Für uns, die wir dich bekennen: Dass wir glaubhafte Zeugen deiner Liebe und deiner verzeihenden Gnade sind und in unserem Leben sichtbar wird, dass der Glaube an dich Halt, Sinn und Ziel unseres Lebens ist.
Für alle Verstorbenen, deren Mühsal jetzt ein Ende hat. Schenke ihnen Leben, das kein Ende kennt.
Herr, unser Gott, auch heute lässt du dich finden, wirst für uns spürbar und erfahrbar. So viel Güte und Gnade übersteigt manchmal unser Verstehen. Wir danken dir und loben und preisen dich.
Vaterunser
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Liebe Ölsburger und liebe Gadenstedter,
über 40 Tote hat bisher das noch nie dagewesene Hochwasser im Westen unseres Landes gefordert. Viele werden noch vermisst. Dass so etwas passieren würde, hat niemand geahnt noch selbst je erlebt. Und doch: die Vorboten solcher Extremwetterlagen kündigen sich ja seit Jahren an. Die globalen Luft- und Wasserströmungen haben sich stark verändert. Schuld daran ist der menschengemachte Klimawandel. Es bleibt uns gar nichts übrig, als radikal umzusteuern. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Und wie wir sie der Gnade Gottes anvertrauen, so müssen wir miteinander eingestehen, dass wir uns an Gottes guter Schöpfung versündigt haben und täglich neu versündigen. Jede und jeder von uns kann dazu beitragen, unsere Erde zu retten. Tun wir es gerade auch im Hinblick auf die Zukunft unserer Kinder und Enkel.
Wir grüßen Sie mit dem Wochenspruch für die vor uns liegende Woche: (Eph. 2,19) : So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Ihre Pastoren Dominik C. Rohrlack und Norbert Paul
Die Glocken läuten.) Wir entzünden eine Kerze.
Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.
Ich feiere/wir feiern diese Andacht im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Gebet
Lebendiger, ewiger Gott, Licht der Welt. Du bist als Licht in die Welt gekommen, um unsere Dunkelheit zu erhellen. Dafür loben wir dich und bitten dich, dass dein Licht unser Leben erleuchte an jedem Tag, damit Menschen auf dein Licht aufmerksam werden. Durch Christus unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und uns liebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Lied: Nun lasst uns Gott dem Herren (Ev. Gesangbuch 320, 1-3+7+8)
320:1 Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren für alle seine Gaben, die wir empfangen haben.
320:2 Den Leib, die Seel, das Leben hat er allein uns geben; dieselben zu bewahren, tut er nie etwas sparen.
320:3 Nahrung gibt er dem Leibe; die Seele muss auch bleiben, wiewohl tödliche Wunden sind kommen von der Sünden.
320:7 Wir bitten deine Güte, wollst uns hinfort behüten, uns Große mit den Kleinen; du kannst’s nicht böse meinen.
320:8 Erhalt uns in der Wahrheit, gib ewigliche Freiheit, zu preisen deinen Namen durch Jesus Christus. Amen.
Biblischer Text: 1. Könige 17, 1-16
1 Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn. 2 Da kam das Wort des HERRN zu ihm: 3 Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. 4 Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen. 5 Er aber ging hin und tat nach dem Wort des HERRN und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt. 6 Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach. 7 Und es geschah nach einiger Zeit, dass der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande. 8 Da kam das Wort des HERRN zu ihm: 9 Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dass sie dich versorge. 10 Und er machte sich auf und ging nach Sarepta. Und als er an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf. Und er rief ihr zu und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke! 11 Und als sie hinging zu holen, rief er ihr nach und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit! 12 Sie sprach: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich habe ein Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will’s mir und meinem Sohn zubereiten, dass wir essen – und sterben. 13 Elia sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Geh hin und mach’s, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir’s heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen. 14 Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der HERR regnen lassen wird auf Erden. 15 Sie ging hin und tat, wie Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch und ihr Sohn Tag um Tag. 16 Das Mehl im Topf wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des HERRN, das er geredet hatte durch Elia.
Angedacht
Ein warmer Sommertag im Juli. Die Luft ist erfüllt vom Duft des Lavendels, die Natur steht in voller Blütenpracht. Es ist mitten in der Woche. Arbeit gibt es genug – im Garten oder im Haushalt, bei den Hausaufgaben der Kinder oder der Erledigung des bürokratischen Papierkrams.
Plötzlich klingelt es. Unerwarteter Besuch steht vor der Tür. Unter dem Arm frisches Baguette, das köstlich duftet und eine gute Flasche Wein im Korb. Eine Verlockung, der man sich kaum entziehen kann. Weshalb denn auch? Weil es noch so viel anderes zu tun gäbe? Weil nicht Wochenende ist? Weil wir am nächsten Tag womöglich mit Kopfschmerzen aufstehen? Weil …
Nein, nichts ist wichtiger als das Beisammensein mit Menschen, die man gerne hat und von denen man gemocht wird. Im heimischen Kühlschrank finden sich noch Camembert und Salami. Schnell werden die Köstlichkeiten auf einem Tuch im Garten ausgebreitet und die Gläser gefüllt. Die Sonne scheint warm, die Hummeln summen, der Wein beschwingt uns, und durch die Luft klingt unser heiteres Gelächter.
Eine wohlige Trägheit breitet sich in uns aus. Ein Zustand, den wir uns im Urlaub zugestehen und den wir uns doch so oft für unseren Alltag wünschen. Säßen wir in einem südfranzösischen Kinofilm, würden wir diese Stunden als selbstverständlich empfinden und uns leise dorthin sehnen. Doch wir sind hier. In Deutschland.
Dennoch: Was geht es uns doch gut … Jetzt und heute. In uns entfaltet sich das Gefühl von Dankbarkeit. Eine Dankbarkeit, die uns ahnen lässt, dass das bereitete Mahl mehr ist als Essen und Trinken. Wir empfinden Geborgenheit, Nähe und Vertrauen. Im Zusammensein mit Menschen überwinden wir unsere eigene Begrenztheit.
Wie schmerzlich das „Aufsichselbstzurückgeworfensein“ ist, haben wir vor einiger Zeit während der Corona-Beschränkungen erfahren müssen. „Social Distancing“ – soziales Abstand halten – als Ausdruck von Fürsorge; eigentlich ein Widerspruch, wenngleich in der Situation im vorigen Jahr notwendig.
Doch mit dem Wissen um die Zerbrechlichkeit unseres Zusammenseins sollten wir jede Gelegenheit ergreifen, das Leben zu feiern. Wann immer es geht. Vielleicht erinnern wir uns an den berühmten Satz von Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“
Leben wird von Begegnungen bestimmt. Unser Ich entfaltet sich nur in der Begegnung mit einem Du. Die Begegnung von Ich und Du verbindet sich zu einer Beziehung. Wir finden uns in einem Zustand des „Aufeinanderbezogenseins“.
Und das Schöne ist, wir können selbst die Brücke sein, die Begegnungen ermöglicht. Durch ein hilfreiches Wort, einen aufmunternden Blick, ein mitfühlendes Herz, ein fröhliches Lachen oder offene Arme. Wir können Gastgeber für das Leben sein. Von dem Liedermacher Gerhard Schöne gibt es ein Lied mit dem schönen Titel: „Spar deinen Wein nicht auf für morgen.“ Daher mögen ihm die letzten Zeilen gehören:
Spar deinen Wein nicht auf für morgen.
Sind Freunde da, so schenke ein!
Leg was du hast in ihre Mitte.
Durchs Schenken wird man reich allein.
Lied: Brich mit den Hungrigen dein Brot (Ev. Gesangbuch 420, 1-5)
420:1 Brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus.
420:2 Such mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied.
420:3 Teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort.
420:4 Sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot.
420:5 Sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel.
Fürbittengebet
Zu dir kommen wir, Gott. Du bist gut, von deiner Güte leben wir.
Lass uns gut sein zueinander und zu uns selbst.
Lass uns barmherzig sein miteinander und mit uns selbst.
Wir denken an die Menschen, die hungern, hungern nach Brot und danach, endlich satt zu werden und keine Sorge mehr haben zu müssen um das tägliche Brot. Keiner soll mehr verhungern.
Gott, wir bitten dich, erhöre uns.
Wir denken an die Menschen, die hungern, hungern nach Leben, danach, endlich in Frieden und Freiheit und ohne Angst zu leben.
Gott, wir bitten dich, erhöre uns.
Wir denken an die Menschen, die hungern, hungern nach Gerechtigkeit, danach, endlich ohne Gewalt und Terror zu leben.
Gott, wir bitten dich, erhöre uns.
Wir denken an die Menschen, die hungern, hungern danach, nicht mehr allein zu sein, danach endlich, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Gott, wir bitten dich, erhöre uns.
Gott, du schenkst Leben, du füllst die Erde mit Gutem und sättigst alles, was lebt.
Darauf lass uns vertrauen, dass wir tun, was dir und dem Leben dient.
Vaterunser
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Liebe Gadenstedter und Ölsburger,
in dieser Woche war Halbzeit! Nicht nur beim nervenaufreibenden Spiel Deutschland : Ungarn, sondern auch im Jahr. Am 24. Juni war Johannistag, genau ein halbes Jahr vor dem Weihnachtsfest, feiern wir die Geburt Johannes des Täufers. Johannes hat Jesus den Weg bereitet, möge Jesus Christus auch uns entgegen gehen. So grüßen wir mit dem Spruch zum Fest:Im Frieden unseres Gottes.
[Dies ist das Zeugnis Johannes des Täufers:] Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. (Joh 3, 30)
Bleibt gesund und behütet
Ihre/Eure Pastoren
Norbert Paul und Dominik C. Rohrlack
Unsere Andacht geschehe im Namen unseres Gottes, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
EG 141 Wir wollen singn ein’ Lobgesang
1. Wir wollen singn ein’ Lobgesang
Christus dem Herrn zu Preis und Dank,
der Sankt Johann vorausgesandt,
durch ihn sein Ankunft macht bekannt.
2. Die Buß er predigt in der Wüst:
»Euer Leben ihr bessern müsst,
das Himmelreich kommt jetzt herbei,
tut rechte Buß ohn Heuchelei!«
3. Man fragt ihn, ob er Christus wär.
»Ich bin’s nicht, bald wird kommen er,
der lang vor mir gewesen ist,
der Welt Heiland, der wahre Christ.«
4. Er zeigt ihn mit dem Finger an,
sprach: »Siehe, das ist Gottes Lamm,
das trägt die Sünd der ganzen Welt,
sein Opfer Gott allein gefällt.
5. Ich bin viel zu gering dazu,
dass ich auflösen sollt sein Schuh;
taufen wird er mit Feu’r und Geist,
wahrer Sohn Gotts er ist und heißt.«
6. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
des Vorläufer Johannes ist;
hilf, dass wir folgen seiner Lehr,
so tun wir dir die rechte Ehr.
Eingangsgebet
Guter Gott, du Trost deiner Kirche, du hast deinen Sohn den Weg bereitet durch Johannes den Täufer: Hilf uns, dass auch wir seinem Ruf folgen und immer wieder führen lassen auf dem Weg des Heils und Lebens. Darum bitten wir dich: Gott, unseren Vater, deinen Sohn, unseren Herrn und Bruder Jesus Christus, und dich, heiligen Geist, heute und in Ewigkeit. Amen.
Angedacht- zu Lukas 1
Wir haben’s gehört. Worte haben wir gehört. Musik haben wir gehört. Und Gesang mit Worten. Wir haben’s gehört. Und wißt Ihr was?
Worte sind mächtig.Sehr mächtig. Mit einem einzigen Wort kann ich jemanden am Boden zerstören. »Du bist das Letzte« – vielleicht im Streit dahergesagt. Aber manchmal schlägt das eine Wunde,
die nie wieder heilt. Oder: »Ich liebe Dich.« Auf einmal ist da eine völlig neue Welt zwischen zwei Menschen. Worte sind mächtig:
»Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil …« Und dann ist einer freigesprochen oder ein Gefangener. Oder: »Es tut mir leid«. Auf einmal ist da etwas freigelassen, Neues fängt an. Worte sind mächtig.
II. In der Mitte
Johannistag.
Da hören wir sonst immer von Johannes dem Täufer.
Wegbereiter Jesu. Prominente Figur im Neuen Testament
und in Gottes Geschichte mit der Welt. Johannes der Täufer: Gestern war sein Tag. In der Mitte des Jahres. Sechs Monate nach Weihnachten
und sechs Monate vor Weihnachten. Johannes: Der Mann in der Mitte.
Und auch ein Mann von klaren Worten. Worte, die die Welt bewegt haben. Worte, über die man gut nachdenken kann
in der Mitte des Jahres.
III. Lebensgeschichte
Heute hören wir aber nicht von Johannes. Wir hören von seinen Eltern.
Zacharias und Elisabeth. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Die beiden waren kinderlos. Und inzwischen waren sie alt. Kaum mehr Hoffnung. Eines Tages erscheint dem Zacharias ein Engel. Zacharias war Priester und tat seinen Dienst im Tempel. Und da stand der Engel da. Gabriel mit Namen. Und er sagt: Ihr werdet einen Sohn haben in Eurem Alter. Und der wird groß sein. Er wird in Gottes Auftrag reden.
Zacharias ist völlig überwältigt. Und er fragt: Wie kann ich das glauben? Da sagt der Engel Gabriel: Ich gebe Dir ein Zeichen.
Du wirst stumm werden. Stumm, bis das Kind geboren ist. Daran siehst Du, dass meine Worte wahr sind.
IV. Schweigezeichen
Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Zacharias verstummt und bleibt stumm. Elisabeth wird schwanger. Das Kind wird geboren. Worte haben große Macht – merkwürdig, dass die Geschichte Johannes des Täufers
mit einem Verstummen anfängt – mit einem großen Schweigen.
Merkwürdig. Und doch auch nicht. Es ist auch nicht so, dass das Stummsein des Zacharias eine Strafe gewesen wäre, so nach dem Motto: Du hast mir nicht geglaubt, nun mußt Du verstummen.
Nein, das ist falsch. Zacharias’ Schweigen war ein Zeichen. Und noch etwas mehr.
IV. Langsam!
Worte haben große Macht. Sie können ein Leben in Sekunden verändern. Können es verletzen und zerstören – können es heilen und glücklich machen.
Aber: Worte werden auch schnell dahergesagt. Manchmal viel zu schnell. Und all das Geplärre und Getöne, Stimmungen und Meinungen,
vom gut Gemeintem bis zu Haß und Hetze: Worte sind manchmal viel zu schnell in der Welt. Das merken wir ja grade live. Und bei einer der wichtigsten Geschichten der Welt – bei der Geburt von Johannes dem Täufer – da fängt es erst einmal mit Schweigen an. Zacharias verstummt. Neun Monate Schweigen. Erst einmal Stille. Stille vor den Worten. Das kann sehr wichtig sein. Erst einmal schweigen. Und dann reden. Dann erst Worte sagen. Die richtigen Worte. Die, auf die es ankommt. Schon das kann ich aus dieser Geschichte lernen.
V. Entscheidender Punkt Die neun Monate sind um. Das Kind ist geboren. Es soll einen Namen bekommen. Noch ist der Zacharias still.
Der Engel hatte den Namen des Kindes schon genannt: »Johannes.« Auf Hebräisch: »Jo-chanan«. Auf Deutsch: »Gott ist barmherzig«. Die Mutter, Elisabeth, nennt den Namen. Man glaubt ihr nicht. Und da – genau da – findet Zacharias die Sprache wieder. Nach langem Schweigen sagt er das entscheidende Wort: »Er heißt Johannes« – Er heißt: »Gott ist barmherzig«.
VI. Schweigen lernen
Das entscheidende Wort. Das entscheidende Wort nach langem Schweigen. Es hat gewartet in Zacharias. Es ist gereift und gewachsen in dieser langen Zeit der Stille. und dann war es da: »Gott ist barmherzig«. Das war das erste Wort, was Zacharias zu sagen hatte.
Das ist das Wort, was wir der Welt zu sagen haben: Das Wort von Gottes Barmherzigkeit und Liebe. Und ich glaube, wir müssen lernen.
Schweigen lernen. Üben, die Worte reifen zu lassen. Denn Worte haben riesengroße Macht. Macht, zu heilen und Macht zu verletzen.
Macht, glücklich zu machen und Macht, zu zerstören. Manchmal sagen wir unsere Worte sehr viel zu schnell. Und dann ist es passiert. Lernt Schweigen. Laßt Eure Worte langsam werden. Dass es gute Worte werden. Die haben wir der Welt zu sagen. Und das wichtigste unserer Worte ist dies: »Gott ist barmherzig«. Das gilt. Heute zum Johannisfest. Und immer.
Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Pfarrer Michael Greßler
EG 225 Komm, sag es allen weiter
Komm, sag es allen weiter,
ruf es in jedes Haus hinein!
Komm, sag es allen weiter:
Gott selber lädt uns ein.
1. Sein Haus hat offne Türen,
er ruft uns in Geduld,
will alle zu sich führen,
auch die mit Not und Schuld.
2. Wir haben sein Versprechen:
Er nimmt sich für uns Zeit,
wird selbst das Brot uns brechen,
kommt, alles ist bereit.
3. Zu jedem will er kommen,
der Herr in Brot und Wein.
Und wer ihn aufgenommen,
wird selber Bote sein.
Fürbittengebet und Vaterunser
und Ende und Beginn laß uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin. Das Jahr lehrt Abschied nehmen schon jetzt zur halben Zeit.
Wir sollen uns nicht grämen, nur wach sein und bereit, die Tage loszulassen und was vergänglich ist, das Ziel ins Auge fassen, das du, Herr, selber bist. Du wächst und bleibst für immer, doch unsre Zeit nimmt ab. Dein Tun hat Morgenschimmer, das unsere sinkt ins Grab.
Gib, eh die Sonne schwindet, der äußre Mensch vergeht, dass jeder zu dir findet und durch dich aufersteht.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Amen.
Segen
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen
EG 504, 5+6 Himmel, Erde, Luft und Meer
5. Seht der Wasserwellen Lauf, wie sie steigen ab und auf; von der Quelle bis zum Meer rauschen sie des Schöpfers Ehr.
6. Ach mein Gott, wie wunderbar stellst du dich der Seele dar! Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin
Texte von: Pfarrer Michael Greßler‚ VELKD und Pastor D.C. Rohrlack
Liebe Ölsburger und liebe Gadenstedter!
Wir feiern unsere Andacht zu Hause. Alleine oder im Kreis der Familie. Bei Gott sind wir alle willkommen. Besonders wenn wir etwas verloren haben, sind wir bei Gott richtig. Denn darum geht es heute: Um das Verlieren und um das Wiederfinden. In Gottes Nähe sollst du finden, was dich selig, ja überglücklich macht. Segen soll dir den Rücken stärken – über diesen Tag hinaus. Außer dir sein sollst du vor Freude, weil du findest, was dich heil und ganz werden lässt. Wir suchen nicht allein. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Der biblische Leitvers (Luk. 19,10) für die neue Woche begleitet uns auch in unserem Singen, Beten und Lesen.
Wir grüßen Sie und Euch alle sehr herzlich, Ihre/Eure Pastoren Norbert Paul und Dominik C. Rohrlack
(Die Glocken läuten.) Wir entzünden eine Kerze.
Jesus sagt:
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.
Ich feiere/wir feiern diese Andacht im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Eingangsgebet
Mein Gott, ich bekenne dir, wie sehr es mich schmerzt, dass mir meine Zeit wie Sand durch Finger rinnt. Ich bekenne dir, wie sehr es mich verunsichert, wenn ich nicht die Kontrolle über mein Leben habe. Ich bekenne dir, wie mich meine Trauer daran hindert, neu das Glück zu suchen. Ich bekenne dir, dass ich mir einen Fehltritt einfach nicht verzeihen kann.
An all dem trage ich schwer. Darum, mein Gott, bitte ich dich: Mache mich leicht und erfülle mich mit neuer Freude. Vergib mir meine Vergesslichkeit. Amen
Lied: Fürchte dich nicht (Ev. Gesangbuch 595, 1-3)
595:1 Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst, mit der du lebst. Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst. Mit ihr lebst du.
595:2 Fürchte dich nicht, getragen von seinem Wort, von dem du lebst. Fürchte dich nicht, getragen von seinem Wort. Von ihm lebst du.
595:3 Fürchte dich nicht, gesandt in den neuen Tag, für den du lebst. Fürchte dich nicht, gesandt in den neuen Tag. Für ihn lebst du.
Bibeltext: Lukas 15, 1-10
1 Es nahten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2 Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.
Vom verlorenen Schaf
3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: 4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? 5 Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. 7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.
Vom verlorenen Groschen
8 Oder welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? 9 Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte. 10 So, sage ich euch, ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Angedacht
Jesus nimmt die Sünder an. Das ist, zu Beginn des Gleichnisses, die Feststellung von Pharisäern und Zöllnern. Niemand wird ihnen verdenken, dass sie sich zumindest wundern. Sie sind rechtschaffene Menschen und sind wohl zum Teil verärgert, wenn andere sich nicht an Recht und Gesetz halten. Die praktische Frömmigkeit gilt für alle, wissen sie und haben damit schon wieder Recht. Nur hilft ja dieses Rechthaben allein nicht, wenn andere es übertreten. Mit ernsten Verweisen kommt man meist nicht sehr weit, wenn jemand ernsthaft und meist wissentlich das Gesetz übertreten hat. Da braucht es mehr als Recht, mehr als Verweise und Mahnungen, weiß Jesus. Da braucht es Verständnis.
Und mit dem Wort „Verständnis“ sind wir bei einem außerordentlichen Vertreter dieser Tugend, bei Inspektor Columbo. Dessen Schauspieler Peter Falk starb vor zehn Jahren (23.6.) in den USA mit fast 84 Jahren. 35 Jahre und 70 Fälle löste der kleine, etwas gebeugte Mann im immer gleichen Knittermantel und mit Zigarre. Er löste die Fälle durch Verstehen wollen und Nachdenken. Und weil sich Inspektor Columbo meist unwissend stellte, gab er den vermuteten Tätern die Möglichkeit, sich bis zur Selbstentlarvung zu erklären. Die Täter, die wir Zuschauer immer schon kannten, redeten gerne, um ihre Unschuld zu beteuern. Und sie redeten so lange, bis nur noch ihre Schuld möglich war. Sie machten den Fehler, den Inspektor nie so richtig ernst zu nehmen. Und er gab ihnen die Möglichkeit, dies zu tun. Er untertrieb – und sie redeten sich um Kopf und Kragen.
Verständnis ist eine große Tugend. Jesus hatte sie. Dazu gehört vor allem, dass man nicht urteilt und schon gar nicht verurteilt. Wessen Tat man nicht versteht, muss man deswegen noch nicht verurteilen. Zuhören ist besser und hilft weiter. Vermutlich beherrschte Jesus das meisterhaft. Wenn sich allerlei Zöllner und Sünder Jesus nahten, dann vermutlich deshalb, weil sie erst einmal um keine Verurteilung fürchten mussten. Und oft gerade deshalb ihre Taten eingesehen haben. Wenn andere Verständnis ausstrahlen, versteht man sich auch selber besser. Und versucht, sich zu ändern oder zu bessern. Wer Verständnis hat, versteht deswegen Täter und Tat noch nicht. Man verzichtet nur auf ein zu schnelles Urteil. Weil man, wie Jesus und wohl auch Inspektor Columbo, um die vielerlei Schwächen von Menschen weiß.
Lied: Jesus nimmt die Sünder an (Ev. Gesangbuch 353, 1-4)
353:1 Jesus nimmt die Sünder an. Saget doch dies Trostwort allen, welche von der rechten Bahn auf verkehrten Weg verfallen. Hier ist, was sie retten kann: Jesus nimmt die Sünder an.
353:2 Keiner Gnade sind wir wert; doch hat er in seinem Worte eidlich sich dazu erklärt. Sehet nur, die Gnadenpforte ist hier völlig aufgetan: Jesus nimmt die Sünder an.
353:3 Wenn ein Schaf verloren ist, suchet es ein treuer Hirte; Jesus, der uns nie vergisst, suchet treulich das Verirrte, dass es nicht verderben kann: Jesus nimmt die Sünder an.
353:4 Kommet alle, kommet her, kommet, ihr betrübten Sünder! Jesus rufet euch, und er macht aus Sündern Gottes Kinder. Glaubet’s doch und denket dran: Jesus nimmt die Sünder an.
Fürbittengebet
Du Gott voller Güte, dein Sohn hat der Welt gezeigt, dass du jedem Menschen nachgehst, der verloren scheint. Wir danken dir für deine Treue. Und wenden uns mit unseren Bitten zu dir:
Hilf uns dein Wort halten, damit wir verlässlich für unsere Mitmenschen und in unserem Reden und Handeln wahrhaftig sind.
Hilf uns, dass wir noch mehr auf uns achten und die im Blick behalten, die in Not sind.
Hilf uns, die Kinder zu achten, damit sie ihre Fantasie und ihre Neugier aufs Leben ungehindert entfalten können.
Hilf uns, die Alten zu achten, damit wir die Schätze der Lebenserfahrung und Weisheit heben.
Hilf uns, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, wo das Leben schwankt.
Hilf uns, die glücklichen Momente unseres Lebens nicht zu vergessen, damit wir von ihnen in schweren Zeiten zehren können.
Du Gott voller Güte, komm und rette uns mit deiner himmlischen Kraft, damit deine Erde erfüllt wird mit Jubel über dich, den Sucher und Finder unseres Lebens.
Vaterunser
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Pastor Norbert Paul
Liebe Gadenstedter und Ölsburger, eine Heimat zu haben, einen Ort, wo ich ich sein darf – der, der ich bin. Mit meiner Freude, aber auch mit meinen Tränen. Dies zu wissen tut gut. Gott lädt mich ein in sein Haus, zu ihm darf ich kommen. So grüßen wir mit dem Wochenspruch:Im Frieden unseres Gottes.
Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Mt 11,28)
Bleibt gesund und behütet
Ihre/Eure Pastoren
Norbert Paul und Dominik C. Rohrlack
Unsere Andacht geschehe im Namen unseres Gottes, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
EG 168 Du hast uns, Herr, gerufen
1. Du hast uns, Herr, gerufen und darum sind wir hier. Du hast uns, Herr, gerufen und darum sind wir hier. Wir sind jetzt deine Gäste und danken dir. Wir sind jetzt deine Gäste und danken dir.
2. Du legst uns deine Worte und deine Taten vor. Du legst uns deine Worte und deine Taten vor. Herr, öffne unsre Herzen und unser Ohr. Herr, öffne unsre Herzen und unser Ohr.
3. Herr, sammle die Gedanken und schick uns deinen Geist. Herr, sammle die Gedanken und schick uns deinen Geist, der uns das Hören lehrt und dir folgen heißt, der uns das Hören lehrt und dir folgen heißt.
Eingangsgebet
Guter Gott, dein Haus hat offene Türen, zu dir dürfen wir kommen mit unserer Freude und auch mit unseren Tränen. Dafür danken wir dir und loben dich. Dich Gott, unseren Vater, deinen Sohn, unseren Herrn und Bruder Jesus Christus, und dich, heiligen Geist, heute und in Ewigkeit. Amen.
Angedacht- zu 1. Korinther 14
Mit ihm kann ich die Welt vermessen. Das Haus. Meine Wohnung. Meinen Schrank. Es ist leicht Maß zu nehmen. Die Welt in richtig und falsch einzuteilen. Groß und klein. Der Weltvermesser ist verstaut. In meinem Werkzeugkoffer. Einer aber ermahnt mich. „Maß“ zu halten.
Das richtige Wort zur richtigen Zeit. Essen, Schlaf, Urlaub. Freude und Tränen. Manchmal ist es soweit. Da ist das Maß voll. Einer misst mit anderem Maß. Dann, wenn du gemessen wirst. Erfolgt, Leistung, Aussehen. Haus, Auto und Partner*in. Einer misst mit einem anderen Maß. Legt anderen Maßstab an. Predigttext 1. Korinther 14,1-12
1Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe! Strebt nach den Gaben, die der Heilige Geist schenkt – vor allem aber danach, als Prophet zu reden. 2Wer in unbekannten Sprachen redet, spricht nicht zu den Menschen, sondern zu Gott. Denn niemand versteht ihn. Was er unter dem Einfluss des Geistes sagt, bleibt vielmehr ein Geheimnis.3Wer dagegen als Prophet redet, spricht zu den Menschen. Er baut die Gemeinde auf, er ermutigt die Menschen und tröstet sie.4Wer in unbekannten Sprachen redet, baut damit nur sich selbst auf. Wer aber als Prophet redet, baut die Gemeinde auf. 5Ich wünschte mir, dass ihr alle in unbekannten Sprachen reden könntet. Noch lieber wäre es mir, wenn ihr als Propheten reden könntet. Wer als Prophet redet, ist bedeutender als derjenige, der in unbekannten Sprachen redet – es sei denn, er deutet seine Rede auch. Das hilft dann mit, die Gemeinde aufzubauen.
Einer schreibt. Er ist weit weg. Aber Freund:innen schreiben sich.
Und nun sitzt er da. Und die Feder kratzt über das Pergament. Paulus nimmt Maß. Das ist sowas wie „jemanden den Kopf waschen“,
„Licht ans Fahrrad machen“, auf den „rechten Weg bringen“. Paulus holt das Maß aller Dinge hervor und schreibt. An die Menschen in Korinth. Den Christinnen und Christen.
6Was wäre, Brüder und Schwestern, wenn ich zu euch komme und in unbekannten Sprachen rede. Was habt ihr davon, wenn ich euch nichts Verständliches vermittle? Das kann eine Vision sein oder eine Erkenntnis, eine prophetische Botschaft oder eine Lehre. 7 So ist es ja auch bei den Musikinstrumenten, zum Beispiel bei einer Flöte oder Leier: Nur wenn sich die Töne unterscheiden, kann man die Melodie der Flöte oder Leier erkennen. 8 Oder wenn die Trompete kein klares Signal gibt, wer rüstet sich dann zum Kampf? 9Genauso wirkt es, wenn ihr in unbekannten Sprachen redet. Wenn ihr keine verständlichen Worte gebraucht, wie soll man das Gesagte verstehen können? Ihr werdet in den Wind reden! 10Niemand weiß, wie viele Sprachen es auf der Welt gibt. Und kein Volk ist ohne Sprache. 11Wenn ich eine Sprache nicht verstehe, werde ich für den ein Fremder sein, der sie spricht. Und wer sie spricht, ist umgekehrt ein Fremder für mich. 12Das gilt auch für euch. Ihr strebt nach den Gaben des Heiligen Geistes. Dann strebt nach Gaben, die die Gemeinde aufbauen. Davon könnt ihr nicht genug haben.
„Bei uns sind schwarze Schuhe üblich“ Eine Frau nimmt Maß.
Unter dem Talar sind schwarze Schuhe üblich. Braun, rot und grün ist nicht zugelassen. So als gäbe es einen Maßstab um vor Gott gut zu sein.
Zugelassen sind nur Menschen mit folgenden Maßen.
Das klingt nach Boardgepäck und Flughafen. „Bitte nicht über … kg“
„Männer können ihre Kinder nicht ins Bett bringen,“ Eine Frau nimmt Maß. So als gäbe es ein Maß für Männer und Frauen. Ein richtig und falsch. Einen Maßstab, was normal oder unnormal ist. Das klingt nach Schwarz-Weißdenken. Nach der Diskussion ob Jungs rosa und Mädchen blau anziehen dürfen. Danach wer mit Autos spielt und wer mit Puppen. „Pfarrerin tragen keine kurzen Hosen. Sie fahren nicht Motorrad.“ Ein Mädchen ist lieb und brav und eine Junge weint nicht.
Gilt auch für die Großen. „Christen spielen keine Karten.“
Worte reißen Wunden. Sagen: „Du gehörst nicht zu uns.“
„Du musst dich ändern.“ „Wenn du zu uns gehören willst, dann erfülle das Maß.“ Nett aussehen und brav sein. Immer lächeln und nicht streiten. Worte reißen Wunden. Und sie sagen, du bist kein richtiger Christ. Wenn du zu uns gehören willst, dann musst du dich anpassen.
Deine Art. Dein Denken. Deine Sprache. „Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe! Strebt nach den Gaben, die der Heilige Geist schenkt […] 12Das gilt auch für euch. Ihr strebt nach den Gaben des Heiligen Geistes. Dann strebt nach Gaben, die die Gemeinde aufbauen. Davon könnt ihr nicht genug haben.“
Manche wissen es genau. So und nicht anders. In Korinth ist es bekannt.
Es sind genau die Worte. Wer mit Gott redet, soll so reden. Das ist wie „Das Gebet ist zu kurz.“ Gott ist nicht „zart“. Und die Sprache im Gottesdienst ist Latein.
Paulus schreibt. 9 Genauso wirkt es, wenn ihr in unbekannten Sprachen redet. Wenn ihr keine verständlichen Worte gebraucht, wie soll man das Gesagte verstehen können? Und wer sie spricht, ist umgekehrt ein Fremder für mich. 12Das gilt auch für euch. Ihr strebt nach den Gaben des Heiligen Geistes. Dann strebt nach Gaben, die die Gemeinde aufbauen. Davon könnt ihr nicht genug haben. Worte verbinden.
Und deshalb werfe ich sie über Bord. Die langen Schachtelsätze
Die Worthülsen. Fremdwörter. Und Phrasen. Das, was nur die verstehen, die es eh schon wissen. Er erinnert mich an das Maß.
Und ans Maßhalten. Ans Messen und Vermessen. Das alle dazugehören.
Auch die, die anders sind. Anders lieben, fühlen, denken, reden.
Glaube kennt keine DIN-Norm. Einer hat anderen Maßstab angelegt.
Einer hat Zachäus vom Baum geholt. Kinder in den Arm genommen.
Frauen geschützt. Teilt Brot und Wein, mit denen, die am Rand stehen.
Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe. Teilt Brot und Wien mit denen, die niemand mag. Gott mag auch rote Schuhe. Farbtupfer an einem grauen Sonntagvormittag. Reden von einem Gott der zart ist und nicht nur allmächtig. „Setzt alles auf die Liebe“, sagt Paulus. Das meint Hinhören. Fragen stellen ohne sofort eine Antwort zu haben. Miteinander teilen. Gedanken, Fragen und Antworten. Zweifel und Anfragen. Eure Geschichte mit Gott. Gerade da, wo du bist. Geheimnisse, wenn das Vertrauen da ist. Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe. Setzt alles auf die Liebe. Dort, wo ihr gerade seid. Die Liebe gehört in die Welt. Und auch denen, die anders sind. Redet so, dass euch die Menschen verstehen, sagt Paulus. „Worte, die verwundete Herzen umarmen.“ Die Enttäuschten und Ausgegrenzten. Komischen und Zurückhaltenden. Die Draufgänger*innen und Zurückhaltenden.
Worte, die ermutigen und trösten. Von einem Gott, der zart ist. Mit grünen Schuhen und kurzen Hosen. Erzählt von Gott und allen Geschichten. Worte der Liebe. „Denn die verbinden. Mit Jesus. Euch und mich und die ganze Welt.“
Pfarrerin Michaela Jecht
EG 222 Im Frieden dein, o Herre mein
1. Im Frieden dein, o Herre mein, lass ziehn mich meine Straßen. Wie mir dein Mund gegeben kund, schenkst Gnad du ohne Maßen, hast mein Gesicht das sel’ge Licht, den Heiland, schauen lassen.
2. Mir armem Gast bereitet hast das reiche Mahl der Gnaden. Das Lebensbrot stillt Hungers Not, heilt meiner Seele Schaden. Ob solchem Gut jauchzt Sinn und Mut mit alln, die du geladen.
3. O Herr, verleih, dass Lieb und Treu in dir uns all verbinden, dass Hand und Mund zu jeder Stund dein Freundlichkeit verkünden, bis nach der Zeit den Platz bereit’ an deinem Tisch wir finden.
Fürbittengebet
Treuer Gott, wir danken dir. Die Schöpfung lebt von deinen Gaben.
Mit deinem Atem gibst du ihr das Leben. Mit deiner Liebe gibst du ihr das Ziel. Mit deinem Wort gibst du ihr deine Nähe.
Wir bitten dich um deinen Atem für die Kranken und für alle, die sich fürchten, krank zu werden. Wir bitten dich um deinen Atem
für die bedrohte Schöpfung, für die ausgeplünderten Länder und alle, die sie bewohnen. Schenke deinen Atem und erbarme dich.
Wir bitten dich um deine Liebe für unsere Kinder und für alle, die sich in diesen Monaten mit Sorgen aufreiben. Wir bitten dich um deine Liebe für die Menschen, die über andere bestimmen und für alle, die ihre Kraft für andere einsetzen. Schenke deine Liebe und erbarme dich.
Wir bitten dich um dein Wort zu den Ratlosen und zu den Suchenden, zu allen, die von Zweifeln geplagt werden. Wir bitten dich um dein Wort zu deiner weltweiten Kirche, zu unserer Gemeinde und
zu allen, die nach dir fragen. Gib uns dein Wort und erbarme dich.
Treuer Gott, wir danken dir. Deine guten Gaben lassen uns leben.
Sei allen nahe, die wir lieben. Sei allen nahe, die uns anvertraut sind.
Sei uns nahe in dieser Zeit. Durch Jesus Christus loben wir dich
und bitten dich: Erbarme dich.
Amen..
Gemeinsam beten wir mit Jeus Worten: Vater unser im Himmel,…
Segen
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen
EG 504,1 Himmel, Erde, Luft und Meer
1. Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers Ehr; meine Seele, singe du, bring auch jetzt dein Lob herzu
Texte von: Pfarrerin Michaela Jecht‚ VELKD und Pastor D.C. Rohrlack
Liebe Gadenstedter und liebe Ölsburger!
Endlich die ersten warmen Tage in diesem Jahr. Viele haben in dieser Woche im Garten gesessen, dort Kaffee getrunken oder gegrillt und sich der Sonnenstrahlen erfreut. Und zur Hebung der Stimmung haben selbstverständlich auch die sinkenden Coronazahlen beigetragen. Immer mehr geht es derzeit in Richtung Normalität. Darüber sind wir froh und dankbar! Selbst das Singen bei unseren Gottesdiensten ist wieder erlaubt. Dennoch sind wir vorsichtig. Zwei Monate lang gibt es weiterhin nur ein eingeschränktes Gottesdienstangebot und wenn es geht, werden die Gottesdienste im Freien gefeiert. Umso wichtiger sind unsere Andachten für zu Hause, hier gedruckt oder auf unserer Homepage als Video abrufbar. Feiern Sie im Kreis Ihrer Familie, mit anderen Christinnen und Christen, wie es die aktuellen Coronaregelungen gerade zulassen. Sie alle, wir alle, sind verbunden durch den guten Geist Gottes!
So grüßen wir Sie und Euch herzlich,
Ihre/Eure Pastoren Dominik C. Rohrlack und Norbert Paul
(Die Glocken läuten.) Wir entzünden eine Kerze.
Jesus sagt:
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.
Ich feiere/wir feiern diese Andacht im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Eingangsgebet
Herr, unser Gott, wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Oft fällt es uns schwer zur Ruhe zu kommen. Vieles stürmt auf uns ein. Viele Erwartungen sind an uns gerichtet. Manchmal ist es kaum möglich allen Erwartungen gerecht zu werden. Wir fühlen uns überfordert. Herr, wir bitten dich, lass uns Ruhe in deiner Nähe finden. Du bewertest uns nicht nach der Vielzahl unserer Aktivitäten. Du hast Interesse an uns, weil du uns lieb hast. Lass uns das nicht vergessen. Stärke uns in unserem Glauben an dich durch die Kraft deiner Gegenwart und öffne uns Herzen und Hände für die, die uns brauchen. Amen
Lied: Geh aus mein Herz (Ev. Gesangbuch 503, 1-3+8)
503:1 Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.
503:2 Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide, als Salomonis Seide.
503:3 Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder, Berg, Hügel, Tal und Felder.
503:8 Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.
Biblischer Text zum Sonntag: Jona Kapitel 1 und 2, 1.2+11
1 Es geschah das Wort des HERRN zu Jona, dem Sohn Amittais: 2 Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen. 3 Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem HERRN nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weit weg vom HERRN. 4 Da ließ der HERR einen großen Wind aufs Meer kommen, und es erhob sich ein großes Ungewitter auf dem Meer, dass man meinte, das Schiff würde zerbrechen. 5 Und die Schiffsleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott, und warfen die Ladung, die im Schiff war, ins Meer, dass es leichter würde. Aber Jona war hinunter in das Schiff gestiegen, lag und schlief. 6 Da trat zu ihm der Schiffsherr und sprach zu ihm: Was schläfst du? Steh auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht wird dieser Gott an uns gedenken, dass wir nicht verderben. 7 Und einer sprach zum andern: Kommt, wir wollen losen, dass wir erfahren, um wessentwillen es uns so übel geht. Und als sie losten, traf’s Jona. 8 Da sprachen sie zu ihm: Sage uns, um wessentwillen es uns so übel geht? Was ist dein Gewerbe, und wo kommst du her? Aus welchem Lande bist du, und von welchem Volk bist du? 9 Er sprach zu ihnen: Ich bin ein Hebräer und fürchte den HERRN, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat. 10 Da fürchteten sich die Leute sehr und sprachen zu ihm: Was hast du da getan? Denn sie wussten, dass er vor dem HERRN floh; denn er hatte es ihnen gesagt. 11 Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir denn mit dir tun, dass das Meer stille werde und von uns ablasse? Denn das Meer ging immer ungestümer. 12 Er sprach zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer still werden und von euch ablassen. Denn ich weiß, dass um meinetwillen dies große Ungewitter über euch gekommen ist. 13 Doch die Leute ruderten, dass sie wieder ans Land kämen; aber sie konnten nicht, denn das Meer ging immer ungestümer gegen sie an. 14 Da riefen sie zu dem HERRN und sprachen: Ach, HERR, lass uns nicht verderben um des Lebens dieses Mannes willen und rechne uns nicht unschuldiges Blut zu; denn du, HERR, tust, wie dir’s gefällt. 15 Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Da wurde das Meer still und ließ ab von seinem Wüten. 16 Und die Leute fürchteten den HERRN sehr und brachten dem HERRN Opfer dar und taten Gelübde.
1 Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte. 2 Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, im Leibe des Fisches. 11 Und der HERR sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.
Angedacht
Die Geschichte vom Propheten Jona ist ganz sicher eine der bekanntesten und auch beliebtesten Erzählungen aus dem Alten Testament: Fast jeder von uns hat vor dem inneren Auge die Bilder von damals, als man zum ersten Mal in der Kinderkirche oder im Religionsunterricht von dem Mann gehört hat, dem Gott den Auftrag gab, in Ninive zu predigen, und der vor diesem Auftrag und vor Gott selbst davonlaufen wollte; der im Sturm über Bord geworfen wird und von einem Fisch gerettet und nach drei Tagen wieder an Land gespuckt wird. Eine eindrucksvolle Geschichte – aber zugleich in mehrfacher Hinsicht auch eine ganz ungewöhnliche: Unter den Propheten des Alten Testaments ist Jona fast der Einzige, in dessen Buch nicht seine Predigten und Sprüche gesammelt sind. Jesaja, Amos und andere haben eindrucksvolle, wortgewaltige Predigten gehalten – die überlieferte Predigt des Jona dagegen besteht nur aus einem einzigen Satz: Noch vierzig Tage, dann wird Ninive untergehen. Aus, fertig, das war alles. Stattdessen erzählt das Buch Jona die Geschichte des Propheten selbst; sein Schicksal wird sozusagen selber zur Predigt. Und das ist im Fall von Jona auch deswegen so ungewöhnlich, weil sein Tun ja alles andere als vorbildlich ist. Eigentlich tut er fast ständig das Gegenteil von dem, was Gott von ihm will, eigentlich sind er und Gott fast dauernd am Streiten.
Jona wollte nicht. Aber er sagte nicht einfach „Nein“. Er versuchte nicht, einfach still sitzen zu bleiben und abzuwarten, was Gott denn wohl unternehmen würde. Er tat nicht, was wir wohl tun würden, wenn Gott etwas von uns will und wir keine Lust haben – ignorieren und so tun, als hätte man nichts gehört. Jona tat etwas ganz anderes.
Jona versuchte, vor Gott wegzulaufen und sich zu verstecken. So machte er sich auf zum einzig bedeutenden internationalen Hafen Israels, nach Jaffa. Dieses Jaffa gibt es heute noch, es ist das alte Hafenviertel von Tel Aviv, der größten Stadt des modernen Israel. Noch heute betritt man dort eine eigene Welt, orientalisch und fremdländisch. So war das auch damals schon. Die Philister hatten in dieser Gegend gesiedelt, ein Seefahrervolk wie bei uns die Wikinger, sturmerprobt und ohne Furcht vor dem Wasser. Da waren die Israeliten anders. Sie kamen aus den Halbwüsten und aus den Bergen, das Meer war ihnen fremd und unheimlich, sie waren alles andere als Wikinger, und sie sind nie zur See gefahren. Das Meer war für einen Israeliten der letzte Ort, wo er sein wollte – und demzufolge war es vielleicht auch der Ort, wo Gott nicht war. Jona also kam in diese Stadt, die selber schon eine fremde Welt war, und er fragte sich in einer Hafenkneipe durch, welches Schiff denn am weitesten nach Westen fahren würde, in die Gegenrichtung von Ninive, auf dem Gottes Auge ruhte. Und er fand tatsächlich ein Schiff mit Waren nach Tarsis; Tartessus wahrscheinlich, an der Küste des heutigen Spanien gelegen. Aus Jonas Sicht war das nicht nur das Ende der Welt – es war eigentlich schon darüber hinaus; unendlich weit weg von allem, was er kannte oder wovon er auch nur gehört hatte; eine Flucht ins Unbekannte, aber egal, Hauptsache weg aus dem Blick Gottes, weg von diesem Auftrag.
Jona brach alle Brücken hinter sich ab, tauchte unter, legte seine Identität ab und hoffte, Gott würde ihn vergessen. Aber es kam anders. Draußen auf dem Wasser trat genau das ein, was die Israeliten so sehr fürchteten am Meer: Ein Sturm kam auf, und nicht nur irgendeiner; keiner, der die Landratten ein bisschen durchschüttelt und erschreckt, und bei dem die Seeleute erst anfangen, munter zu werden. Nein, dies war ein ausgewachsenes Toben, und auch die sturmerprobten Matrosen bekamen es allmählich mit der Angst zu tun. Der Wind zerriss die Segel und schleuderte das Schiff wie eine Nussschale über die Wellenkämme, das Wasser drang schneller ein, als die Seeleute es ausschöpfen konnten, der Untergang schien beschlossene Sache. In solch einer Lage werden auch die rauesten Seebären fromm. Es war ein zusammengewürfelter Haufen aus aller Herren Länder, aber jeder von ihnen hatte irgendeinen Talisman oder ein kleines Götterbild, an das man sich wenden konnte, wenn alles andere versagte: Die Schiffsleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott, und warfen die Ladung, die im Schiff war, ins Meer, dass es leichter würde. Wo war eigentlich Jona? Kaum zu glauben eigentlich bei dem Wetter, das tobte, aber er hatte sich unter Deck zurückgezogen und schlief. Hatte Jona so viel Gelassenheit und Gottvertrauen? Wohl kaum. Wahrscheinlich versuchte er eher, sich tot zu stellen, in der Hoffnung, dass dieser Albtraum irgendwie vorüber gehen würde. Irgendwann fanden die Seeleute ihn. Und abergläubisch, wie sie waren, hofften sie, dass es vielleicht der Gott dieses Fremden sein würde, der ihnen helfen konnte. Sie waren ratlos. Irgendeiner von ihnen, soviel war sicher, irgendeiner musste seinen Gott verärgert haben, der sich nun an ihm rächen wollte. Solche Geschichten haben sich die Seefahrer aller Zeiten im Sturm erzählt. Aber wer war der Schuldige? In ihrer Not warfen sie schließlich das Los und, o Wunder – es fiel auf Jona. Der versuchte noch nicht einmal, etwas abzustreiten, sondern erzählte ihnen seine Geschichte – und völlig resigniert meinte er, nun könnten sie ihn auch ruhig ins Meer werfen, vorher würde dieser furchtbare Gott ja sowieso keine Ruhe geben. Man muss es den Seeleuten lassen: Sie hatten Anstand und Ehre im Leib. So raue Gesellen sie auch waren – aber einen einfach über Bord werfen, das ging dann doch nicht. Mit allen Kräften und Rudern versuchten sie zunächst, doch noch eine Küste zu erreichen – aber vergebens. Irgendwann sahen sie ein, dass das Ganze keinen Zweck mehr hatte und sie Einen opfern mussten, damit die Anderen überleben würden. Sie entschuldigten sich bei dem ihnen zuvor noch unbekannten Gott und brachten ihm ein paar Opfer dar – und dann packten sie Jona und schmissen ihn über Bord. Fast augenblicklich beruhigte sich das Meer, und in der plötzlichen Stille sahen sich die Seeleute verwirrt und betroffen an. Sie brauchten eine Weile, um dieses Erlebnis zu verdauen, und bei ihrem nächsten Besuch in Jaffa erkundigten sie sich etwas genauer, was es denn mit diesem Gott der Hebräer auf sich hatte, der sich offensichtlich doch auch als Schutzgott für Seefahrer so glänzend eignete. Jona dagegen war wahrscheinlich fast sofort untergegangen – höchst unwahrscheinlich, dass er schwimmen konnte, und vielleicht hätte er es noch nicht einmal versucht. Er ließ sich einfach sinken und hoffte, dass es schnell vorbei sein würde mit ihm. Aber dann geschah das Unerwartete, das, was seiner Geschichte eine so überraschende Wende gab, und was sich uns so eingeprägt hat. Gott schickte einen großen Fisch, der Jona verschluckte und ihn drei Tage in seinem Bauch mit sich trug. Jona im Bauch des Fisches, und dann auch noch singend und betend – das ist eine Szene, die man ausmalen konnte. Sie ist zum Symbol geworden für allerlei Gefahren, in die wir uns, oft genug durch eigene Schuld, begeben, und in denen Gott uns auf wunderbare Weise bewahrt.
Lied: Vertraut den neuen Wegen (Ev. Gesangbuch 395, 1-3)
395:1 Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.
395:2 Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.
395:3 Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.
Fürbittengebet
Herr, unser Gott, du hast uns zusammengeführt zu einer Gemeinschaft. Wir sind ein reich beschenktes Land und danken dir für deine Barmherzigkeit und Treue. Du lässt uns unter dem Segen des Friedens wohnen. Wir denken heute an die Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns. Die krank sind und womöglich nicht gesund werden können. Die in Kriegen leiden und die die dabei ums Leben kamen. Ihr Tod ist so unsinnig und bringt so viel Leid. Lass uns deine Nähe spüren und deine Liebe weitergeben.
Hilf uns zu Frieden beizutragen, im Kleinen anzufangen, damit daraus Größeres entstehen kann.
Sei du bei denen, die wir nicht erreichen können, zeig ihnen gute Wege, die ihnen in ihrem Leben Sicherheit geben. Und gib ihnen Halt, wenn sie ins Straucheln geraten.
Herr, bleib bei uns und lass uns erkennen, wenn wir auf Irrwegen sind, zeige uns deinen guten Weg.
Vaterunser
Segen
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen
Texte von: Lektorin Annerose Scheller und Pastor Norbert Paul
Im Frieden unseres Gottes.
Liebe Gadenstedter und Ölsburger, wie ist Gott? Keine leicht zu beantwortende Frage. Nicht nur als Menschen sind wir verschieden, sondern auch in unseren Erfahrungen mit Gott sind wir verschieden. Gott ist mehr als ich begreifen kann. Das Trinitatisfest zeugt davon, wie schon lange vor uns Menschen den einen Gott erfahren haben. Als Gott, den Ursprung des Lebens, als Schöpfer und Vater, als Mensch in Jesus, der zu uns Menschen als ein Mensch kam und als Gottes Heiliger Geist, der auch heute noch in seiner Kirche ist, sie bewegt und sie in ihrer Vielfalt erfüllt. So grüßen wir mit dem Wochenspruch:
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2. Kor 13, 13)
Bleibt gesund und behütet
Ihre/Eure Pastoren
Norbert Paul und Dominik C. Rohrlack
Unsere Andacht geschehe im Namen unseres Gottes, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
EG 628 O Heilige Dreifaltigkeit
1. O Heilige Dreifaltigkeit, o hochgelobte Einigkeit, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist, heut diesen Tag mir Beistand leist!
3. Des Vaters Huld mich heut anblick, des Sohnes Weisheit mich erquick, des Heilgen Geistes Glanz und Schein erleucht meins finstren Herzens Schrein.
4. Mein Schöpfer, steh mir kräftig bei, Christ, mein Erlöser, hilf mir frei, o Tröster wert, weich nicht von mir, mein Herz mit werten Gaben zier.
5. Herr, segne und behüte mich, erleuchte, Herr, mich gnädiglich, Herr, heb auf mich dein Angesicht, und deinen Frieden auf mich richt!
Eingangsgebet
Dreieiniger Gott, du hast uns in diese Erde gerufen. Du selber begegnest und als Mensch in Jesus. Dein Geist umgibt uns mit deiner Hoffnung. Dich Gott, unseren Vater, deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, und dir, Heiliger Geist, sei Lob und Preis in alle Ewigkeit. Amen.
Präfamen:
Von Neuem geboren werden – das ist nicht nur für uns rätselhaft. Wie soll es geschehen? Jesus erklärt, dass der Mensch durch das Wasser und den Geist erneut geboren wird – er wird ein neuer Mensch. Dieser neue Mensch ist nicht mehr auf sich bezogen, sondern auf Gott.Evangelium nach Johannes im 3. Kapitel
Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden. 2 Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. 3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. 4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? 5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. 8 Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.
Angedacht
Was den Umschwung gab, warum sie den Entschluss fasste, trocken zu werden, erzählte sie nicht. Aber davon, wieviel ihr das Gelassenheitsgebet, das sie bei den Anonymen Alkoholikern kennenlernte, jeden Tag Kraft gab:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Ein Neuanfang und ein neuer Geist in ihrem Leben. Für meine Freundin veränderte sich mit dem Trockenwerden ihr Leben. Die Beziehung zu ihren Töchtern wurde wieder stärker, ja sogar innig. Sie konnte wach und bewusst sehen, wie ihre Enkelkinder geboren und groß wurden. Wo sie früher manches weggetrunken hatte, setzte sie sich nun mit Schwierigkeiten auseinander. Und statt Alkohol stand immer ein Becher Cappuccino auf ihrem Küchentisch, wenn ich kam.
In ihrer Nachbarschaft war Alkohol, zu viel Alkohol weiter ein Thema. Aber meine Freundin blieb stark. Blieb bei ihrem Entschluss. Jeden Tag. 18 Jahre, 7 Monate und 3 Tage und mehr.
„Wie kann denn ein Mensch geboren werden, der schon alt ist? Man kann doch nicht in den Mutterleib zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden!« Nikodemus kann sich das nicht vorstellen. Leben geht für ihn vorwärts. Nicht zurück auf Anfang.
Neu anfangen, das könnte man nur, wenn man neu auf die Welt kommt. Und das ist ja völlig absurd.
Nikodemus ist einer, der nach den Regeln der Thora, den Vorschriften Gottes, lebt. Bis ins Kleinste bestimmen sie seinen Alltag: sein Essen, sein Trinken, was er tut und lässt. Und für Nikodemus ist klar: das ist der Weg, um zu Gott zu kommen. In den Himmel. Für solche, die nicht so fromm leben, ist der Himmel zu. Nikodemus gehört zu denen, zu denen man aufblickt: zu den Pharisäern, den besonders Frommen. In seinen Kreisen blickt man auf die herab, die nicht so fromm sind. Auf die, mit denen Jesus sich umgibt: Zöllner und Sünder, ehemalige Prostituierte, rauhe Kerle.
Vielleicht kommt Nikodemus deshalb im Schutz der Nacht zu Jesus. Damit seine Freunde nicht sagen: Mit so einem gibst Du Dich ab? Aber neugierig ist Nikodemus schon auf diesen Mann, von dem so viel geredet wird.
Doch dann kommt Jesus mit dieser Idee der Neugeburt daher. Sagt: „Nur wenn jemand aus Wasser und Geist geboren wird, kann er in das Reich Gottes hineinkommen. Was vom Geist geboren wird, ist ein Kind des Geistes. Ihr müsst von oben her neu geboren werden.“
Rituelle Waschungen, um vor Gott rein zu werden, die kennt Nikodemus. Die gehören zu seinem Alltag. Aber was hat das mit dem Geist auf sich?
Jesu Jünger und Jüngerinnen ahnen, wovon Jesus redet. Aus Wasser und Geist geboren werden – damit muss Jesus die Taufe meinen. Jesus hatte ihnen davon erzählt: wie Johannes damals die Menschen zur Umkehr, zur Buße rief und sie taufte. Menschen, wie sie es waren: rauhe Kerle, Fischer, Bauern, Zöllner, Sünder, einfache Menschen, die einen Neuanfang mit Gott suchten.
Da war etwas in der Luft gewesen, was die Menschen bewegte, nicht zu greifen, aber voller Kraft. Das war der Tag, an dem auch Jesus getauft wurde und die Umstehenden vom Himmel die Worte hörten: „Das ist mein lieber Sohn!“ Jesus erzählte ihnen, es wäre der Heilige Geist selbst gewesen, den man an diesem Tag spüren konnte. Und dass für die Menschen damals am Ufer des Jordans dieser Tag der erste Tag eines neuen Lebens war.
Der erste Tag eines neuen Lebens, das Gottes Geist dir schenkt.
Deine Taufe.
Oder der Tag, an dem meine Freundin trocken wurde.
Der Tag, an dem Du Dich wieder mit jemandem versöhnst und wieder Frieden in deiner Seele findest.
Der Tag, an dem Du die Kraft findest, Dich aus einer schwierigen Situation zu lösen, und ein neues Leben beginnst.
Der Tag, an dem die Mauer fiel.
Der Tag, an dem Dir jemand eine zweite Chance gibt.
An solchen Tagen liegt Gottes Geist in der Luft. Und das Reich Gottes auch.
Und das Reich Gottes schmeckt nach Cappuccino und den ersten Westbananen. Nach Tränen und nach Freiheit. Nach Sekt und dem Duft von Taufkerzen und Torte. Nach Brot und Traubensaft beim Abendmahl.
Amen.
Pfarrerin Aletta Dahlhaus
EG 611 Gottes Liebe ist wie die Sonne
Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da.
1. Streck dich ihr entgegen, nimm sie in dich auf.
2. Sie kann dich verändern, macht das Leben neu.
Fürbittengebet
Du dreieiner Gott, du hast uns das Leben gegeben, du willst unser Glück, du lässt uns aufatmen.
Wir gehören zu dir. Wir sind deine Geschöpfe. So bitten wir dich
um Lebenskraft für deine Schöpfung. Wir bitten für die Kranken
in unserer Nachbarschaft und in der Ferne. Wir bitten für die Trauernden –du kennst ihre Namen. Schöpfergott – wir bitten für die Erschöpften.
Erbarme dich.
Wir gehören zu dir. Du rettest und bringst Frieden. So bitten wir dich
um Versöhnung in deiner Schöpfung. Wir bitten für die, die einander Feind sind – unter den Völkern, in unserer Gesellschaft,
in unserer Mitte. Wir bitten für die, die nach Rettung schreien –
in Gefängnissen, Folterkellern, auf der Flucht. Erlöser Jesus Christus – wir bitten für die Friedlosen.
Erbarme dich.
Wir gehören zu dir.
Du schenkst uns neuen Atem. So bitten wir dich um Hoffnung für deine Schöpfung. Wir bitten für die Suchenden – die Ratlosen und die die Wütenden. Wir bitten für die, die enttäuscht sind – von anderen Menschen, vom Glauben und der Kirche. Gott, Heiliger Geist – wir bitten für die Sehnsuchtsvollen.
Erbarme dich.
Du dreieiner Gott, schenke uns deinen Atem, deine Liebe und deinen Frieden heute und alle Tage.
Amen.
Gemeinsam beten wir mit Jeus Worten: Vater unser im Himmel,…
Segen
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns und der ganzen Welt Frieden.
Amen
Lied EG 501
2. Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß; drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß.
Texte von: Pfarrerin Aletta Dahlhaus‚VELKD und Pastor D.C. Rohrlack